Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
362 |
Göttweig |
(1564–1603?) |
Gemälde Erhebung der Gebeine des Hl. Altmann mit erklärender Beischrift, 1777 mit unbekanntem Standort im Kloster aufbewahrt. Querrechteckiges Bildfeld: In einem weitgespannten mehrjochigen kreuzrippengewölbten Kirchenraum (Krypta der Göttweiger Klosterkirche?) mit mehreren zweibahnigen Fenstern und geschachtem Steinfußboden bildparallele Darstellung zweier zeitlich aufeinanderfolgender Ereignisse. In der linken Hälfte Bergung des Sargs Altmanns aus dem aufgegrabenen Kirchenboden vor einem Marienaltar (im Schrein Pietà) durch zwei Akolythen in Rochett. Ganz links stehend Herzog Rudolf (IV.?) in fürstlichen Gewändern im Stil der Spätrenaissance und mit Herzogshut samt bewaffnetem Gefolge mit Partisanen und Helmbarten, rechts Abt Ulrich (I. Totzenbacher?) in den Pontifikalien samt Pedum, mit der Rechten auf den Sarg deutend, und weitere Figuren in Rochett sowie Konventualen in reich gefältelter Kukulle, in den Händen Fackeln und Kerzen. In der rechten Hälfte maßstäblich stark verkleinert Translationszug des Konvents mit dem Sarg in Prozession zum Kreuzaltar ganz rechts, vor dem Sarg der Abt, dahinter der Herzog. Unterhalb der Darstellung die Inschrift. Ausführungstechnik unbekannt.
Minuskelantiqua (?).
Beschreibung und Textwiedergabe nach Federzeichnung in StiB Göttweig, Cod. rot 896 (Dückelmann), fol. 191r.
Textedition
A(nn)o MCCC Jn die S(ancti) Quirini Martyris tempore D(omi)ni Ulrici
Abbatis Gottwicensis Serenissimus Princeps D(omi)nus Rudolfus Dux Austriae
venit in Gottwico quaerens corpus D(omi)ni Altmanni, inventumque per
D(omi)num Ulricum Abbatem praedicti Monastery Sub ara S(anctae) Crucis
deposuit.
Anmerkungen
Kommentar
Dückelmann schließt an den Wortlaut der Inschrift die schon von Schenggl (s. Kat.-Nr. 331†) geäußerte Kritik an der widersprüchlichen Datierung des Ereignisses an: „Historia haec inter fabulosa reputatur, cum Anno 1300 Henricus 4tus, non vero Udalricus regimen abbatiale tenuit“. Zu Zeiten Dückelmanns bezog man die Nachricht daher auf die Zeit Abt Ulrichs (I.) Totzenbacher und Herzog Rudolfs IV. (1360 oder 1362) (vgl. Kat.-Nr. 28). Obwohl die zeitmodische Gewandung der dargestellten Figuren, soweit Dückelmanns stets sehr penible Zeichnungen diesen Rückschluß erlauben, auf eine Entstehung auch des vorliegenden Gemäldes gegen Ende des 16. Jahrhunderts, also in der Zeit Abt Michael Herrlichs, hindeutet, scheint eine Identifizierung mit dem von Schenggl beschriebenen Bild gleichen Inhalts von 1595 (Kat.-Nr. 331†) doch ausgeschlossen. Auffällig ist jedenfalls, daß die obenstehende Inschrift bis auf geringfügige Abweichungen mit der als Inschrift (IV) von Schenggl transkribierten übereinstimmt.
Vermutlich stammt das vorliegende Bild aus einer ganzen Serie von in der Regierungszeit Abt Michael Herrlichs angefertigten Gemälden zu Ereignissen aus der Klostergeschichte (s. Kat.-Nr. 363† und 364†)1). Ob die spätcancellereske Schrift Dückelmanns für lateinische Texte auf Minuskelantiqua als Schriftart der Vorlage hinweist, ist unklar, doch muß es sich wenigstens um eine Minuskelschrift gehandelt haben.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Im Jahr des Herrn 1300, am Tag des Hl. Märtyrers Quirin, zur Zeit Abt Ulrichs von Göttweigs, kam der durchlauchtige Fürst Herr Rudolf, Herzog von Österreich, auf der Suche nach dem Leichnam des Herrn Altmann nach Göttweig und bestattete diesen nach der Auffindung durch Herrn Ulrich, Abt des vorgenannten Klosters, unter dem Hl. Kreuzaltar.