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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

385 Hofarnsdorf, Pfk. Hl. Rupert 1609

Epitaph des Jakob Schödl, roter Marmor, außen an der Westseite nördlich des Eingangs. In den oberen zwei Dritteln in leicht vertieftem Feld (die Oberfläche des Steins als schmale rahmende Leiste) unter auf zwei seitlichen Konsolsteinen aufgelegtem Rundbogen (die Zwickel mit Cherubsköpfen gefüllt) Christus am Kreuz (I), links unten der im Gebet kniende Verstorbene in kurzem Radmantel mit Halskrause und Pumphosen, rechts unten ein Vollwappen. Im Hintergrund schematisch angedeutete gebirgige Landschaft, links auf Hügel Architekturkulisse. Im unteren Drittel siebenzeilige Inschrift (II) in seicht eingehauener Linienrahmung. Reste der Zeilenlinierung gut sichtbar.

H. 90 cm, B. 51 cm, Bu. 1,5 cm (I) bzw. 2 cm (II). – Fraktur (II) und Kapitalis (I).


Textedition
			

I. INRI II. Hie ligt begraben der Ernuesst / vnd fürnemb Jacob Schödl gewest(er) / Burger vnd Salczhändler Zum Hälle[i]na) / Jm Erczstifft Salczburg (et cetera)b) welich(er) den / 10 · may A(nn)o 1609 ausz disem Jamerthala) / abgeschiden got verleiche ime vnd al[le]na) / Ain freliche Auffersteung Amen

Anmerkungen
a) der letzte Buchstabe über die rechte begrenzende Linie hinausgreifend.
b) Kürzungsschlinge in Form eines retrograden Fragezeichens.

Wappen: Schödl1).


Kommentar

Jakob Schödl konnte im bearbeiteten Quellenbestand nicht faßbar gemacht werden2).

Das Epitaph weist in Gesamtkonzeption und Schriftformen (einschließlich charakteristischer Versalien wie A, auf einer vergrößerten Gotischen Minuskel-Form aufbauend) starke Ähnlichkeit auf mit den Epitaphien des Christoph Schneider (gest. 1586) und seiner Familie auf dem Salzburger Sebastiansfriedhof, des Georg Lechle (gest. 1600) und seiner Frau Katharina Schuel, des Michael Khielseisen und seiner Frauen (nach 1603) sowie des Hans Wackher (gest. 1602) und seiner Frau Helena Wasser, alle drei auf dem Salzburger St. Petersfriedhof, sowie dem Epitaph des Hans Wünter (gest. 1606) und seiner Angehörigen in den Gruftarkaden des Salzburger St. Petersfriedhofs3). Die Anfertigung des gegenständlichen Steins in einer produktiven Salzburger Werkstatt, die 1602 auch ein ganz ähnliches Epitaph nach Frauenchiemsee lieferte4), scheint damit gesichert.

1) Auf Dreiberg ein schreitender Vogel mit Ring im Schnabel (Pfau?); Stechhelm; bärtiger Mannesrumpf mit Kapuze und Hammer (?) in der Rechten.
2) Die einschlägigen Bestände des Stadtarchivs Hallein, im Keltenmuseum Hallein aufbewahrt, konnten während des Bearbeitungszeitraums nicht eingesehen werden, da diese nach einer zwischenzeitigen Auslagerung erst im Frühjahr 2007 wieder benützbar sein würden, wie Dir. Mag. Kurt W. Zeller mit Schreiben vom 7. August 2006 freundlicherweise mitteilte.
3) S. Walz, Grabdenkmäler 3, Nr. 249 und 4, Nr. 257, 263 und 277 (fälschlich Hans Wümer).
4) S. Düll, Grabmalplastik 223 (Abb. 126) und 237: Epitaph des Frauenchiemseer Hofrichters Georg Murner (gest. 1602) und seiner Frauen.
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft E, fol. 15r. – ÖKT 1, 73. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 123 („Zwölf Grabsteine: 16. bis 18. Jh.“). – ÖAW, NLH, 26. 8. 1959. – Dehio Süd 834.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 385,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj385.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 134: Epitaph des
Jakob Schödl (1609)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)