Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

389 Baumgarten (vor 1610)

Bildstock mit Bauinschrift und Wortdevise, hellgrauer Sandstein, an der Straße von Mautern nach Baumgarten, etwa 100 m vor dem nördlichen Ortseingang von Baumgarten an der rechten Straßenseite. Auf einem fast in ganzer Länge achtseitig abgefasten Pfeiler über profiliertem Gesims einfacher Tabernakelaufsatz, bekrönt von Pyramidensteindach mit eisernem Kreuz. Im Aufsatz an der Ostseite seichte Rundbogennische (sekundär ein eiserner Kruzifixus montiert), im Norden in seichtem Rundbogenfeld Wappenschild mit Beischrift auf Spruchband (I), im Westen sechszeilige Bauinschrift (II) über Wappenschild in rechteckig vertieftem Feld, im Süden dreizeilige zentrierte Wortdevise (III) über Wappenschild in rechteckig vertieftem Feld. Inschriften, besonders II, stark verwittert.

H. (gesamt) ca. 320 cm, (Tabernakel) ca. 96 cm, B. (Tabernakel) 52 cm, Bu. 3,5 cm (I), 2,5 cm (II) und 5 cm (III). – Kapitalis.


Textedition
			

I. GÖTWEI II. [DISEN] STEIN HAT / [LAS]SEN [MA]CH͜ EN DERa) / [– – – / – – –] ALEXANDER / TRVCKEN[MILLER – – – / – – –] III. NASCIMVR ET / MORIMVR / G(EORGIVS) S(CHEDLER) A(BBAS) G(OTTWICENSIS)

Anmerkungen
a) nach Plöckinger, Truckhenmüller 82, lautete die Inschrift: (Diesen) Stain hat lassen machen der Bruckenmauteinnemer H. Alexander Truckemiller zu Stain anno 16...

Wir werden (kaum) geboren und sterben (auch schon). Georg Schedler, Abt von Göttweig (III).


Wappen: Kloster Göttweig1); Truckenmüller2); Schedler3).


Kommentar

Angehörige der Familie Truckenmüller waren seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert in Furth ansässig. Matthias (Matthäus) Truckenmüller trat 1585, im Jahr der Neubegründung nach dem Niedergang während der Reformation, der Further Sebastiansbruderschaft bei. Sein um 1562/63 geborener Sohn Alexander Truckenmüller, als evangelischer Konvertit Göttweiger Richter im Amt Baumgarten, trat der Bruderschaft 1592 bei. 1606 wurde er Bürger von Stein, 1608 Mitglied des äußeren, 1610 des inneren Rats. Im Jahr 1612 wurde er nobilitiert und lebte – als Inhaber des Velderndorferhofs in Baumgarten seit 1613 (vgl. Kat.-Nr. 352) – von wenigstens 1616 bis 1628 als Ratsbürger und Salzhändler, Brücken­mautner (1622/23) sowie zeitweiliger Stadtrichter (1614–1616, 1618–1623) und Bürgermeister (1624–1628) in Stein. 1628 erwarb er die kleine Herrschaft Weißenbach; er starb 16354). Die Datierung ergibt sich aus der Regierungszeit Abt Georg Schedlers. „Nascimur et morimur“ war die Wortdevise Schedlers, die er auch in zahlreiche Bücher der Göttweiger Klosterbibliothek eintrug5).

1) Auf Dreiberg ein Tatzenkreuz.
2) Ein Greif, in den erhobenen Pranken ein vierspeichiges Mühlrad.
3) Geviert: 1 und 4: linksgewendete steigende gekrönte Hydra (eigentlich Löwenrumpf mit drei Adlerköpfen); 2 und 3: oberhalber bezungter Ziegenrumpf; Herzschild (Kloster Göttweig): auf Dreiberg ein Tatzenkreuz. Vgl. die leicht abweichenden (tingierten) Wappen in Kat.-Nr. 381 und in StiB Göttweig, Cod. rot 896 (Dückelmann), fol. 87r (Nachzeichnung der Abtsiegel und verschiedener Wappen) und Lechner, Klosterheraldik 772 (Zeichnung und Blason).
4) S. zu ihm und zur Familie am ausführlichsten Plöckinger, Truckhenmüller passim, vgl. auch Maroli, Pest- und Totenbruderschaft 275, 280 und 283 und Schönfellner, Krems 291, Anm. 11 und 300. Abt Michael Herrlich von Göttweig hatte vor seiner Resignation 1603 ein Haus in Furth bauen lassen und zu diesem einen Garten von der Familie Truckenmüller angekauft, vgl. StiB Göttweig, Cod. rot 896 (Dückelmann), fol. 83v. Ob die 1496 mit Weingartenbesitz im Feld in Als bei Wien (heute Hernals, Wien XVII.) aufscheinenden Eheleute Jörg und Martha Truckenmüllner Verwandte der Further Familie dieses Namens (ursprünglich Dachmüllner oder Tagmüllner) waren, ist unklar, vgl. Perger, Künstler 199.
5) S. Lashofer, Professen 196.
Literatur

ÖKT 1, 317. – ÖAW, NLH, 30. 8./1. 9. 1965. – Plöckinger, Truckhenmüller 82 (Abb. 6). – Lashofer, Professen 196. – Dehio Süd 238.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 389,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj389.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Baumgarten    •  Bildstock  •  Bauinschrift  •  Wortdevise  •  Sandstein  •  Kapitalis  •  Herrlich, Michael  •  Martha  •  TruckenmüllerAlexanderJörgMatthias  •  Baumgarten  •  Furth b. Göttweig  •  Stein a. d. Donau  •  Weißenbach