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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

421a† Maria Laach a. Jauerling, Pfk. Mariä Heimsuchung 1618

Sargtafel der Klara von Kuefstein, geb. von Puchheim, wohl Messing, ursprünglich auf dem Sarg der Verstorbenen in der Gruft, vermutlich 1789 im Zuge der Grufträumung entfernt und verloren. Längsoblonge Tafel, in den oberen zwei Dritteln zentales Vollwappen (Eheallianzwappen in einem Schild) in queroblonger Kartusche mit synkretistischer Rahmung (oben und unten Rollwerkwalzen, unten Cherubskopf, beiderseits Roll- bzw. Knorpelwerk), auf dieser Umschrift (II), im unteren Scheitelpunkt beginnend. Wappenkartusche umgeben von 16er-Ahnenprobe aus Wappenschilden mit Namensbeischriften (III–X die [heraldisch] rechte väterliche Ahnenreihe von oben nach unten, die Wappen teilweise linksgewendet, XI–XVIII die [heraldisch] linke mütterliche Ahnenreihe von oben nach unten) auf Spruchbändern am Oberrand, die Schilde durch zwei umlaufende schmale Bänder untereinander bzw. mit der Wappenkartusche verbunden, oben eine unspezifische Zackenkrone, die Zacken mit Initialen (I) versehen. Wappendarstellung gegen die 15-zeilige, teils indistinkt gesetzte Inschrift (XIX) im unteren Drittel durch eine einfache waagrechte Linie abgeschlossen, über dieser Symbole des Todes bzw. Vanitas-Motive (mittig Totenschädel über gekreuztem Gebein, beiderseits Fruchtschalen, links erlöschende Steckkerze, rechts zerbrochene Sanduhr und Lorbeerzweig). Alle Darstellungen und Inschriften wohl eingraviert.

Kapitalis (I–XIX) und schrägliegende (?) Minuskelantiqua (II).

Beschreibung und Textwiedergabe nach OÖLA, Landschaftsakten Bd. 242, Nr. 10/2 (Kupferstich).


Textedition
			

I. C(LARA) // F(RAV) // K(HVEFSTAINERIN) // G(EBORNE) // F(REYHERRIN) // V(ON) // P(VECHAIMB)a) II. HERR WANN ICH NOHR DICH HABE SO FRAG // ICHb) NIHTS NACH HIMMEL VND ERDEN psalm 73 III. PVECHAIM IV. POTTENDORF V. WOLKHENSTAIN VI. MONTENI VII. EBERSTAIN VIII. EPSTAIN IX. SONNEBERG X. MONTFORT XI. THANHAVSEN XII. FREIBERG XIII. FIRMIAN XIV. DANTZL XV. ROGENDORF XVI. LIEHTENSTAIN XVII. HOHENBERG XVIII. VOLKHERSTORF XIX. HIEc) RVEHET IN GOTT, DER EDLE LEIB, WEILLENTT DER WOLLGEBORNEN FRAVEN, / FRAVEN CLARA, FRAVEN KHVEFSTAINERIN, FREYHERRIN, EINER GEBORNE FREYHERRIN / VON PVECHAIMB, WELCHER, NACHDEM ER IN, GEMAINSCHAFFT DER NVMEHR VON IME ABGE=/SCHIDENEN SEELIGEN SELLEN, 39, IAHR, 6, MONATT, 23 TÄG, 17, STVNDEN, IN DISEM / MVEHSELIGEN VND ELENDEN LEBEN, CHRISTLICHEN VND MIT ALLEN TVGEN=/TEN ZVEGEBRACHT, DEN, 5, OCTOBER, DES, 1.6.1.8. IAHR NACH CHRISTI GEBVERT, / IN DEM SCHLOSS GREILLENSTAIN, MIT GROSSER GEDVLT VND ANDACHT, ABER / HÖCHSTEN SCHMERCZEN, VND TRAVRIKHAITT, IHRES HINDERLASSENEN, HERRN / GMAHEL, VND KHINDERN, WILLIG GESCHIDEN, VND GOTT IHREM SCHÖPFFER / WIDERVMEN GEGEBEN HATT, DER GEWISSEN ZVVERSICHT, DER ALME=/CHTIGE WERDE SIE BAIDE AM IVNGSTEN TAG MIT FREVDEN / WIDERVMBEN VERAINIGEN, VND VMB DAS VERDIENST IESV / CHRISTI SEINES GELIEBTEN SOHNS WILLEN, MIT ALLEN / GLAVBIGEN DER EWIGEN FREVDT / GENIESSEN LASSEN AMENd)

Anmerkungen
a) Initialen auf die einzelnen Zacken der Krone verteilt; Auflösung analog zu Is. XIX.
b) von Rollwerkwalze im oberen Scheitelpunkt unterbrochen.
c) Anfangsbuchstabe vergößert.
d) folgt geschwunger Haarstrich unterhalb der Basislinie als Füllzeichen.

Ps 73,25.



Kommentar

Zur Person s. Kat.-Nr. 421.

Der Inschriftentext der Sargtafel orientiert sich weitestgehend an der Inschrift des Epitaphs der Verstorbenen (Kat.-Nr. 421), soferne nicht richtiger von einer zeitlichen Präzedenz der ersteren auszugehen und das Abhängigkeitsverhältnis beider Denkmäler umzukehren ist.

Die Maria Laacher Gruft unter dem Chor der Kirche wurde am 31. März 1789 mit Genehmigung der NÖ Landesregierung geräumt. Die 21 kupfernen Särge von Angehörigen der Kuefstein wurden wohl analog zur Vorgangsweise in anderen Waldviertler Pfarren, in denen das josephinische Verbot der Gruftbestattungen den Anlaß zur Räumung der jeweiligen Anlagen gegeben hatte, an verschiedene Abnehmer wie Kupferschmiede verkauft, die Gebeine wurden auf dem Friedhof der Pfarrkirche beigesetzt18). Zweifellos ging damals auch die gegenständliche Sargtafel im Original verloren. Der vorliegende Kupferstich wurde vermutlich ähnlich wie in mehreren anderen Fällen zeitgleich mit der Sargtafel und vielleicht vom selben Künstler wie jene angefertigt. Die Verbreitung der entsprechenden sargtafelartig gestalteten Kupferstiche als Gedenkblätter im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten für die Verstorbenen ist exemplarisch belegt (vgl. Kat.-Nr. 395).

1) Gespalten von Kuefstein (Si OÖ 162 und Taf. 48 [Wappen I] bzw. NÖ 1, 249 [Kueffstein] und Taf. 129 [Stammwappen]) und Puchheim (Si OÖ 278 und Taf. 75 [Wappen V] und Si NÖ 1, 367 und Taf. 201 [Wappen III]).
2) S. Si OÖ 278 und Taf. 75 (Wappen V) und Si NÖ 1, 367 und Taf. 201 (Wappen III).
3) S. Si NÖ 1, 356 und Taf. 195, am Epitaph jedoch linksgewendet.
4) S. Si Tir 19 und Taf. 23.
5) Siebenspeichiges Rad.
6) Rose.
7) Fünfmal gesparrt, s. Aue, Wappenschlüssel 156f.
8) S. Si 2, 19, jedoch linksgewendet.
9) S. Si NÖ 1, 308 und Taf. 161 (Wappen I).
10) S. Si NÖ 2, 321 und Taf. 153 (Wappen IV).
11) S. Si 1, 112.
12) S. Si Tir 6 und Taf. 6.
13) S. Si Tir 16 und Taf. 19.
14) S. Si NÖ 1, 379 (Freiherrl. Wappen) und Taf. 212 (Wappen II).
15) S. Si OÖ 181 (Liechtenstein zu Nikolsburg, Wappen II) und Taf. 54 (Wappen V) und NÖ 1, 271 (Lichtenstein, Fürsten) und Taf. 141 (Wappen I).
16) Panther (?).
17) Gerüsteter Reiter, in der Rechten eine Fahnenlanze, in der Linken einen hermelinüberzogenen Schild, auf dem Kübelhelm zwei Büffelhörner, im Hintergrund an den Schildrändern je ein Kirchengebäude, vgl. dazu mit kleinen Abweichungen Si OÖ 535 (Volkenstorf, Wappen VII), hier mit überzogener Kritik am unheraldischen, aus einem älteren Reitersiegel übernommenen frühneuzeitlichen Wappenbild, das auch in die OÖ Matrikel übernommen wurde.
18) S. Lichtenberger, Grabmäler passim.
Literatur

OÖLA, Landschaftsakten Bd. 242, Nr. 10/2 (Kupferstich).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 421a,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj421a.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 181: Sargtafel der
Klara von Kuefstein (1618)
©  Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz