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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

423 Göttweig, „Apothekergang“ 1618

Wappenstein mit Bauinschrift des Abtes Georg (II.) Falb, roter Marmor, im sogenannten Apothekergang an der Südwand der erste Stein von Osten, dort vielleicht schon seit wenigstens 1777, ursprünglich in bzw. an der 1719 abgetragenen (inneren) Klosterschule1). Querrechteckige Tafel mit vierzeiliger Inschrift, die drei kürzeren unteren Zeilen von zwei Wappenschilden in längsoval vertieften Feldern flankiert.

H. 66 cm, B. 144 cm, Bu. 12,5 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

R(EVERENDISSI)MVSa) D(OMI)N(V)S D(OMINVS) GEORGI/VS FALBIVS / ABBAS GÖT(TWICENSIS) / F(IERI) F(ECIT) MDCXVIII

Anmerkungen
a) MVS verkleinert hochgestellt.

Der wohlehrwürdige Herr Herr Georg Falb, Abt von Göttweig, ließ (dies) machen 1618.


Wappen: Kloster Göttweig2); Falb3).


Kommentar

Die von Falb zum inschriftlich angegebenen Zeitpunkt umgebaute oder neu errichtete „innere“ Klosterschule (sogenanntes Seminar, unterschieden von der westlich der Klosterkirche gelegenen „äußeren“ Trivialschule) befand sich mit der angeschlossenen Wohnung des Präfekten als freistehender Bau im Südosten der Anlage, östlich der Gotthardskirche in der Nähe der Klostertaverne. Im äußersten Süden und Osten war ein weiträumiger steiniger Garten mit der umlaufenden äußeren Wehrmauer vorgelagert4).

Die mit prägnantem Wechsel von Haar- und Schattenstrichen unter konsequenter Betonung der Senkrechten und Linksschrägen eingehauene Inschrift erscheint in der vom linken zum rechten Rand des Steins durchlaufenden ersten Zeile relativ breit, in den drei übrigen Zeilen zwischen den beiden Wappenschilden deutlich gedrängter. Freie Schaft-, Balken und Bogenenden tragen feine Serifen oder kleine dreieckige Sporen.

An Einzelformen erscheint ein singuläres A mit gebrochenem Balken, B mit gleich großen Bögen, C mit etwa gleich weit nach rechts reichenden Bogenenden, das obere mit rechtsschräg abgeschnittem Sporn versehen, das untere spitz auslaufend, E mit stark verkürztem Mittelbalken, G mit bis zur Mittellinie reichender senkrechter Cauda und über diese hinausreichendem stachelförmigen Haarstrich am unteren Bogenende, gerades M mit über die Mittellinie hinausreichendem Mittelteil, R mit geschwungener, leicht ausgestellter und stachelförmig in den Unterlängenbereich ragender Cauda und X mit geradem Linksschrägschaft und geschwungenem Rechtsschrägschaft.

1) StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 208r: „Scholae iuventutis defacto totaliter demolitae rubrum marmor erat impositum cum inscriptione (...)“.
2) Auf Dreiberg ein Tatzenkreuz.
3) Geviert mit Herzschild: 1 und 4: steigendes Pferd (Falbe), 3 und 4: Linksschrägbalken, mit Rose belegt; Herzschild: Lilie, vgl. StiB Göttweig, Cod. rot 896 (Dückelmann), fol. 89r und Lechner, Klosterheraldik 772 (Zeichnung und Blason).
4) StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 208r, vgl. auch Zedinek, Göttweig 75 und Lechner, Stift 32.
Literatur

Dehio Süd 572. StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 208r. – StiB Göttweig, Cod. rot 896, fol. 225v. – ÖKT 1, 481. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 89 („18 Grabsteine und Reliefs […] im sogenannten Apothekergange“). – ÖAW, NLH, 2.-4. 7. 1958. – 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 1310 (Abb.).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 423,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj423.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Göttweig, „Apothekergang“    •  Wappenstein  •  Bauinschrift  •  roter Marmor  •  Kapitalis  •  Falb, Georg II.  •  Göttweig, Benediktinerkloster