Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
460 |
Langenlois, Rathausstr. 2 (Rathaus) |
1630 |
Gemälde Justitia mit belehrender Spruchinschrift, Öl auf Leinwand, von spätestens 1907 bis wenigstens 1997 im Stiegenhaus zwischen Erd- und Obergeschoß an der Wand, zum Aufnahmezeitpunkt im Oktober 2003 im Sitzungssaal im Obergeschoß. Im Vordergrund, die gesamte Längsachse einnehmend, Figur der Justitia in langem weißen Kleid mit rotem kurzen Kittel, in der Rechten ein Schwert, in der linken eine Waage, im Hintergrund am unteren Bildrand beiderseits der Justitia Ansicht einer Stadt in hügeliger Landschaft (Langenlois vom Rosenhügel aus gesehen?). Ganz unten in einem hellgrauen rotgerahmten Spruchband dreizeilig schwarz aufgemalte Inschrift (I), ganz rechts unten Monogramm (II). Der 1965 vorhandene senkrechte Riß in der Bildmitte ca. 30 cm vom unteren Rand her restauriert, der damals fehlende schwarze Rahmen mit Zahnschnittleiste und goldenen Ornamenten ergänzt.
H. (mit Rahmen) 181 cm, B. 161 cm, Bu. 3,5 cm. – Fraktur.
Textedition
I.
O Richter thue du Richten recht ·
Den Gott ist herr vndt du bist khnechta): /
Schau wie du wierst Ricthtenb) mich:
Also wierdt Gott auch richten dicha). / · 1 · 6 · 3 · 0a) ·
II.
GWc)
Anmerkungen
Kommentar
Der belehrende Spruch war im 17. Jahrhundert wenigstens in Niederösterreich offenbar weit verbreitet. Mit einigen textlichen Abweichungen erscheint er etwa auf dem Unterzugbalken der Holzdecke eines Hauses in Langenhart1).
Das Monogramm GW könnte zwar eine Signatur des ausführenden Künstlers darstellen, dürfte aber eher als Initialen des damaligen Marktrichters Georg Weber2) aufzulösen sein.
Die zeitgenössischen einfachen Kanzlei-Auszeichnungsschriften nachempfundene Fraktur wurde recht diszipliniert ausgeführt. Obwohl die meisten Bögen im Mittelband gebrochen sind, wirkt die Inschrift nicht zuletzt durch eine Fülle an Zierelementen spannungsreich und recht harmonisch. Freie Schaftenden im Oberlängenbereich werden zu Haarlinien spitz zulaufend nach rechts geschwungen und teilweise eingerollt. Eingerollt oder schlingenartig gestaltet sind auch die als Haarlinien ausgeführten Verlängerungen des gebrochenen h-Bogens im Unterlängenbererich. Bei s enden die Schäfte in normaler Strichstärke an der Basislinie, in den Unterlängenbereich führt lediglich ein Haarstrich. Über u erscheint als diakritisches Zeichen eine Tilde, als i-Punkt findet ein Quadrangel, von zwei kurzen rechtsschrägen Strichen begleitet, Verwendung.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Deutsche Reimverse.