Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
13 |
Stift Stams, Kreuzgang |
1400 oder 1405 |
Wappengrabplatte des Johannes Steinhauser,
Kalksandstein, im Osttrakt des Kreuzgangs, in der
Mitte der Ostwand eingemauert; ursprünglich wohl im Bereich der Begräbnisstätte der Familie Steinhauser im Südflügel des Kreuzgangs, der im 18. Jahrhundert aufgrund des barocken Umbaus aufgelassen wurde; im Jahr 1900 bei Grabungsarbeiten wiederentdeckt und am jetzigen Standort aufgestellt. Der hochrechteckige Stein zeigt ein graphisch-linear eingehauenes Vollwappen; die am Plattenrand umlaufende, gegen das Mittelfeld mit einer einfachen Linie abgesetzte Umschrift ist nach außen orientiert und setzt mit einem griechischen Kreuz an der rechten oberen Ecke ein.
H. 187 cm, B. 86 cm, Bu. 7 cm. – Gotische Minuskel.
Textedition
+ / annoa) · domini / · mob) · cccco · vo · iiio · idus · aprili[s ob]iit / [· jo]hanes ·
stain/hauszer · saltzmaierc)
Anmerkungen
Datum: 1400 April 6 oder 1405 April 11.
Wappen: Steinhauser1).
Kommentar
Die Datierung der Grabplatte ist nicht eindeutig, da im zweiten Schriftband vo gleichermaßen zur voranstehenden Jahres- als auch zur nachfolgenden Tagesangabe gerechnet werden kann. Betrachtet man die Trennzeichen eingehend, so fällt auf, dass in diesem Bereich der Inschrift offenbar sorgfältig zwischen Kreisen und Quadrangeln unterschieden wurde; die Kreise umschließen dabei einerseits die Zahlzeichen der 1400 (mcccc) sowie andererseits die der 8 (viii), während diese Zeichengruppen untereinander lediglich wie der Großteil des übrigen Textes mit Quadrangeln getrennt werden. So scheint eine Datierung der Grabplatte auf 1400 nahe liegender2).
Das Wappen ist jenes der Familie Steinhauser: in Silber zwei rote, aufrechte, freie Krebsscheren3). Die Familie gehörte aufgrund ihrer Schenkungen, Seelgeräts- und Begräbnisstiftungen zu den wichtigsten Gönnern des Stiftes. So schenkten etwa 1407 der Haller Salzmaier Nikolaus Steinhauser und seine Frau Dorothea Fieger dem Kloster 10 Mark und wurden später auch hier bestattet4); eine Elisabeth Steinhauserin sowie ein Berthold Steinhauser sind ebenfalls in Stams nachweisbar5). Ein Johannes Steinhauser ist bereits früher greifbar. Er schenkte 1379 „in remedium animae suae“ dem Kloster Stams den Zehent in Lafairs6); es liegt nahe, in diesem Stifter den in der Inschrift genannten Johannes Steinhauser zu erkennen.
An der groben und relativ breit proportionierten Gotischen Minuskel ist das zweistöckige z mit aufgerichtetem Deckbalken in Form eines Schwellzugs, einem Schrägschaft als Quadrangel und einem in einer Zierform endenden Bogen bemerkenswert.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Imst Stift Stams, Kreuzgang • Wappengrabplatte • Kalksandstein • Gotische Minuskel • Inschriften des Totengedenkens •
Fieger, Dorothea •
Steinhauser, Berthold, Elisabeth, Johannes, Nikolaus •
Hall in Tirol •
Lafairs •
St. Martin in Passeier
Abbildungen
Abb. 23: Wappengrabplatte des Johannes Steinhauser (1400 oder 1405) ©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Werner Köfler)
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Im Jahre des Herrn 1400, an den 8. Iden des April, starb der Salzmaier Johann Steinhauser.