Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
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Imst, Pfk. Mariä Himmelfahrt |
(1493–1496?) |
Epitaph des Walter Hendl (?), Wandmalerei, außen an der Langhaussüdwand unmittelbar westlich des Südportals. Von der ikonographisch zu erschließenden vollständigen Kreuzigungsgruppe sind der Kruzifixus mit schwarz aufgemaltem Titulus (I) vor weitgespannter gebirgiger Landschaft, in die am linken Rand im Bildmittelgrund die Szene der Jünger am leeren Grab Christi integriert wurde, und die links unter dem Kreuz stehende Maria erhalten geblieben. Drei Viertel des gesamten hochrechteckigen Bildfelds (das rechte obere Viertel und die untere Hälfte) sind verloren, der Rest ist gut erhalten. Wahrscheinlich handelt es sich um den Rest des bei Resch noch als vollständig beschriebenen Epitaphs: „Bey der kleinen kirchporte ouberhalb stehet ein crucifix angemahlen, darunter kniend Walter Hendl, sein haußfrau, 6 söhne, und 6 töchter. Bey der frauen ist kein sch[ild] vorhanden, bey Ihme aber stehet das einfache Hendlische wappen mit ofennem helm, und dem rad“1).
Standortangabe, Beschreibung und Text von Inschrift II nach Resch, Monumenta 99.
Bu. 4 cm. – Frühhumanistische Kapitalis (I) und Gotische Minuskel (II?).
Textedition
I.
I · N · R · Ia)
II†.
hie · leit · begraben · Walther Hendl · dem got genadb) · [– – –
Anmerkungen
Kommentar
Die verlorene Inschrift bezog sich auf Walter Hendl, den zwischen 1493 und 1496 verstorbenen Sohn des Pflegers von Starkenberg, Reinprecht Hendl2). Es scheint, die diesbezüglichen Angaben bei Resch sind der Grund für die Verwirrung um die in der Pfarrkirche Imst aufgestellte Grabplatte der Margarethe von Weichs (Kat.-Nr. 29), da man die hier edierte Inschrift mit der nur schwer lesbaren Inschrift jener Grabplatte identifizieren wollte. Brandstätter vermutete, die Inschrift beziehe sich auf eine der Wandmalereien mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts und einer Kreuztragungsgruppe an der Außenseite der Pfarrkirche3). Standortangabe und ikonographische Notiz bei Resch lassen jedoch die Identifizierung des gegenständlichen Fragments mit dem kopial überlieferten Epitaph Hendls mit hoher Wahrscheinlichkeit zu.
Beterreihen aus der Zeit vor der Mitte des 17. Jahrhunderts haben sich im Oberland kaum erhalten; zwei deutlich spätere Beispiele sind die gemalten Epitaphien der Familien Payr und Zeiler in Prutz und Breitenwang (vgl. Kat.-Nrr. 209 und 333). Allerdings findet sich gerade auf der gegenüberliegenden Seite des Portals der Imster Pfarrkirche ein Beispiel für eine solche früher zu datierende Beterreihe (vgl. Kat.-Nr. 35). Die relativ dünnstrichigen, schlank proportionierten Buchstaben (N mit Schrägschaft als Haarstrich, R mit über die Oberlinie hinausragendem oberen Bogenabschnitt) entsprechen durchaus der Frühhumanistischen Kapitalis der Zeit um 1500.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Imst Imst, Pfk. Mariä Himmelfahrt • Epitaph • Wandmalerei • Frühhumanistische Kapitalis • Gotische Minuskel • Kreuzestitulus • Inschriften des Totengedenkens •
Brandstätter, Klaus •
Hendl, Margarethe, Reinprecht, Walter •
Payr •
Resch, Josef •
Zeiler •
Breitenwang •
Imst, Pfarrkirche •
Prutz •
Tarrenz, Burg Starkenberg
Abbildungen
Abb. 47: Epitaph des Walter Hendl (?, 1493–1496?) ©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)
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