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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Imst

33† Stift Stams, Kreuzgang 1498

Wappengrabplatte des Wilhelm von Freiberg zu Eisenberg, um 1756 an nicht näher bekannter Stelle als „der IIIte“ Stein im Kreuzgangostflügel, Zeitpunkt des Verlusts unbekannt. Hochrechteckige Platte mit linksgewendetem Vollwappen in den oberen zwei Dritteln des von der Umschrift gerahmten Binnenfeldes. Nach der Zeichnung Josef Schöpfs hatte der Stein bereits damals mehrere Sprünge, die eine Lesung erschwerten.

Gotische Minuskel.

Beschreibung, Standortangabe und Text nach Stiftsarchiv Stams, G VIIa n. 16, fol. 8 (Zeichnung von Josef Schöpf).


Textedition
			

[anno ·]a) d(om)ini · m · cccc · / lxxxxviii · an · mitwoch · vor · sant · gallentag · starbb) / [der]c) edl · vnd · vestb) · / wylhalm · r[– – –]d) freyberge) · zum · eisenbergf) ·

Anmerkungen
a) der Beginn der Is. war bereits im 18. Jahrhundert durch einen Sprung im Stein nicht mehr erhalten.
b) der Zeichnung zufolge folgt noch ein Leerraum von etwa zwei Zeichen, doch lässt sich dieser im Formular nicht sinnvoll erklären (Fehler der Zeichnung?).
c) die linke untere Ecke war bereits in der Vorlage Schöpfs ausgebrochen.
d) oder v; danach lässt Schöpf einige Buchstaben aus, offenbar da der Stein hier schon zu seiner Zeit beschädigt gewesen ist; der Sinnzusammenhang und der Vergleich mit den anderen Grabinschriften der Familie von Freiberg, wie sie in Stams oder der Annenkapelle in Füssen erhalten sind, legt eine Ergänzung mit von nahe. Die Grabplatte Peters von Freiberg in der Annenkapelle nennt den Verstorbenen (allerdings nach dem Namen mit allen Zutiteln) Ritter; dieses Wort würde zumindest mit dem Anfangs-r bei Schöpf übereinstimmen; dann vielleicht r[itter von].
e) Anfangsbuchstabe durch Sprung beschädigt.
r) bei Schöpf zweifellos irrig eilenberg.

Datum: 1498 Oktober 10.

Wappen: Freiberg1).


Kommentar

Das inschriftlich überlieferte Todesdatum Wilhelms von Freiberg zu Eisenberg stimmt mit dem von Primisser notierten Sterbetag überein: „Eodem anno in sepultura nostra Freybergica depositus est Guillelmus Freybergius, V Idus Octobres“2). In das Nekrolog des Klosters ist Wilhelm hingegen zum 14. Oktober eingetragen3); dabei könnte es sich – im Gegensatz zum eigentlichen Todestag – um den Tag des Begräbnisses handeln, wie auch bei seiner mutmaßlichen Mutter, der in Stams beigesetzten Amalie von Stein, der Tag im Nekrolog den Begräbnistag in Stams wiederzugeben scheint4).

Wilhelm von Freiberg hatte zwei Jahre vor seinem Tod, am 22. Juli 1496, ein ewiges Licht bei der Stamser Begräbnisstätte der Freiberger gestiftet5). Es dürfte sich bei Wilhelm von Freiberg zu Eisenberg um den Sohn Peters von Freiberg handeln6), eines der drei Brüder, deren „Sammelmonument“ (Kat.-Nr. 20) in Stams erhalten geblieben ist.

1) Si Bay 35 und Taf. 32, vgl. auch Württembergisches Adels- und Wappenbuch 199.
2) Primisser, Annales IV, cap. XXXI, § 35. Der Datierung auf den 10. Oktober widerspricht die Notiz im Index zu Primissers Annales (hier ist der 11. Oktober 1498 als Sterbetag angegeben); Primisser, Index II, 30. Falsch datiert, wie die Inschrift belegt, Paul Gay das Sterbejahr Wilhelms (dort 1490); Gay, Historia I, cap. XII, 97.
3) Necrologium Stamsense 57. Vgl. Primisser, Additiones V, cap. XXXI, 155.
4) Vgl. Kat.-Nr. 19†; dort Anm. 5.
5) Primisser, Index II, 30.
6) Rump, Füssen 315.
Literatur

Gay, Historia I, cap. XII, 97. – Stiftsarchiv Stams G VIIa n. 16 fol. 8. – Primisser, Annales IV, cap. XXXI, § 35. – Primisser, Additiones V, cap. XXXI, 155. – Primisser, Index II, 30. – Necrologium Stamsense 57. – Hormayr-Hortenburg, Chronik, Anderte Abtheilung Tab. V. – Rump, Füssen 315. – Schmitz-Esser, Inschriften (2003) 85.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 33,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/imst/tirol-1-obj33.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 50: Wappengrabplatte des
Wilhelm von Freiberg (1498)
Nachzeichnung
©  Stift Stams, Stiftsarchiv