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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Imst

75 Oetz, Kirchweg 5 1605, 1606

Ensemble von Bauinschrift, Spruchinschriften, Scherzinschrift und Jahreszahl, Wandmalerei, außen am linken bzw. rechten Eckerker der Giebelseite des so genannten „Stecherhauses“. Durch rot bemalte Steinprofile wird der weiß getünchte Erker in verschieden große Felder gegliedert. Im Bereich des zweiten Obergeschosses, unmittelbar unter dem Fenster, sind drei Felder mit je einer in schwarzer Farbe aufgemalten sieben- bzw. achtzeiligen gestaffelt zentrierten Inschrift versehen (I–III); bei einer erneuten Begehung 2006 war die dritte Inschrift jedoch weiß übermalt, die Transkription erfolgt deshalb nach älteren Aufzeichnungen einer Begehung von 1985. An der rechten Gebäudekante befindet sich ein weiterer Eckerker mit zwei schwarz aufgemalten Inschriften zu einer Restaurierung des Gebäudes im Jahr 19791) sowie einer auf zwei Felder des Erkeransatzes schwarz aufgemalten Jahreszahl (IV).

Bu. 4–7 cm. – Fraktur und Kapitalis.


Textedition
			

I. Jacobusa) / Neurautter / Vnd Marga=/reta Nänerin sein / Ehliche Hausfrawb) / durch sie baid gebaut / 1 · 605 · Jar II. Christusc) Vn/ser Hofnung Vnd / Trost: Der Vnsz / durch sein Bluett / hat Erlöst. / SI DEVS PRO NO/BIS QVIS CONTRA / NOS? III†. Christian · Remi / Wein Maister / 1 · 60 · 5 / Reit ein Weil / heist das Dorflein / da Zahl ich dich / Bar gesele mein / hoho · / Dahin wird mir / Zu weitte sein IV. · 1d) · 60e) // · 6 ·

Anmerkungen
a) Schriftgröße von oben nach unten kontinuierlich leicht abnehmend; über u jeweils zwei Quadrangeln als diakritische Zeichen; alle Trennzeichen quadrangelförmig.
b) zwei Quadrangeln als diakritische Zeichen über w.
c) Schriftgröße von oben nach unten kontinuierlich leicht abnehmend; über u jeweils zwei Quadrangeln als diakritische Zeichen; nur die Frakturinschrift gestaffelt zentriert.
d) Trennzeichen paragraphzeichenförmig.
e) Unterbrechung durch das mittlere Steinprofil des Erkers.

Wenn Gott für uns ist, wer ist (dann noch) gegen uns! (II).

Rm 8,31.


Kommentar

Besonders bemerkenswert ist der Text der dritten Inschrift, deren Wortwitz heute etwa so klingen würde: „Reite noch ein Stückchen, so heißt das Dörfchen, dort zahl ich Dich bar, mein Geselle. ( Jener darauf:) Hoho! Dahin wird es mir zu weit sein!“.

1) Im linken Inschriftenfeld ist zu lesen: Freude dem der / kommt, / Freude dem der / hier verweilt, / Segen dem der weiterzieht. Es folgt ein Rankenornament. Rechts daneben steht zu lesen: Hugo / Stecher / seine Ehefrau / Stefanie / Stecher / Restaur(iert) 1979.
Literatur

Hörmann, Haussprüche 27. – Atz, Kunstgeschichte 1008. – Deininger, Denkmale 153. – Gstrein, Hausinschriften 172f. – Ammann, Oberland 269. – Schumacher, Ötz ehem. 149 (TKK).



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 75,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/imst/tirol-1-obj75.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Imst  Oetz, Kirchweg 5   •  Bauinschrift  •  Spruchinschriften  •  Scherzinschrift  •  Jahreszahl  •  Wandmalerei  •  Fraktur  •  Kapitalis  •  Näner, Margarethe  •  Neurauter, Jakob  •  Remi, Christian  •  Oetz, Stecherhaus

Abbildungen

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Abb. 73–74:
Bauinschriften (1605)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)