Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
95 |
Habichen (Oetz) Nr. 509 |
1633 |
Fassadendekoration mit Monogramm und Jahreszahl, Bildbeischrift, Jesusmonogramm und Kreuzestitulus, Wandmalerei. Das Haus (ehem. Nr. 875, „Grassmayrhaus“) ist zweigeschossig und besitzt einen beschnitzten Bundwerkgiebel (vgl. Kat.-Nr. 91). An der Giebelseite im Obergeschoß rechts des linken Fensters, unmittelbar unter dem gemalten Fries, die in schwarzer Farbe aufgemalte Jahreszahl mit Monogramm (I). Rechts davon, mittig zwischen beiden Fenstern, der Hl. Georg mit Bildbeischrift zu beiden Seiten des Kopfs (II). Unter der Figur des Heiligen zwei einander zugewandte bärtige männliche Figuren, je einen dreibeinigen Kessel (wohl mit Glockenspeise) tragend, über einem querrechteckigen grauen, einfach rot gerahmten Feld, dessen Inschrift nicht mehr erhalten ist. Den Spitzbogen des Portals flankieren zwei auf gemalten Konsolen ruhende Figuren1); im Scheitel des Bogens vollrundes Medaillon mit Jesusmonogramm (III) in Strahlenkranz. Darüber Darstellung der im Gebet knienden Familie des Hausinhabers zu beiden Seiten einer Kreuzigungsgruppe mit Kreuzestitulus in querrechteckigem Feld (IV). Die Fenster sind von gemalten Pilastern, Gebälk und Rollwerkkartuschen gerahmt; die Gebäudekanten ziert eine gemalte Ecksteinquaderung. Das Haus wurde mehrfach restauriert; auf ältere Renovierungen (1920 und 1959) folgte zuletzt die von der Messerschmitt-Stiftung finanzierte Fassaden-Restaurierung durch die Gebrüder Pescoller in den Jahren 1990 und 19912).
Bu. 3,5–6 cm (I), 6 cm (II), 1 cm (III), 13 cm (IV). – Kapitalis (I, III, IV), Fraktur (II).
Textedition
I.
16 A͜Fa) 33
II.
Der Ridter // S(anct) Jörg
III.
JES(VS)b)
IV.
INRI
Anmerkungen
Kommentar
Die offenbar unmittelbar nach Fertigstellung der Bauarbeiten an dem Gebäude – 1632 wurde das Dachwerk abgebunden (s. Kat.-Nr. 91) – angefertigten Fassadenmalereien werden dem Imster Maler Alexander Fischer zugeschrieben3) (vgl. auch Kat.-Nr. 60). Dies scheint durch den epigraphischen Befund weiter gestützt zu werden: Der Nexus litterarum in Inschrift I dürfte für A(LEXANDER) F(ISCHER) stehen, dessen mit Nexus litterarum ausgeführtes Monogramm weitere zwei Mal, allerdings in beiden Fällen jeweils wesentlich früher, im Zusammenhang mit Wandmalereien im Tiroler Oberland gefunden werden konnte: Die Fassadenmalereien des Hauses Nr. 26 in Ladis und die Malereien im Langhaus der Margarethenkirche in Pians zeigen jeweils denselben Nexus litterarum wie das Grassmayrhaus in Habichen (vgl. Kat.-Nrr. 216 und 223) und können so wahrscheinlich ebenfalls als Werke Alexander Fischers angesehen werden4).
Das Haus in Habichen war zwischen 1599 und 1836 Sitz der Glockengießerei der Familie Grassmayr (vgl. auch Kat.-Nr. 91). Die religiöse Thematik und die Beterreihe der Stifter vor der Kreuzigungsszene könnten als Zeichen der einsetzenden Gegenreformation zu deuten sein5).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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