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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

123 Serfaus, Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau im Walde um 1360

Evangelistensymbole mit Tituli, Wandmalerei, im Chorgewölbe. Die Fresken zeigen musizierende Engelschöre im östlichen Teil und die vier Evangelistensymbole mit je einem schwarz auf weiß beschrifteten Spruchband im westlichen Teil: im Uhrzeigersinn Matthäus (Engel mit einem Spruchband in Händen; I), Johannes (Adler mit Spruchband in den Krallen; II), Markus (Löwe mit Spruchband in den Pranken; III) und Lukas (Stier mit Spruchband in den Hufen; IV). Die Wandmalereien wurden im Zuge einer Restaurierung der Wallfahrtskirche 1960–1962 aufgedeckt und freigelegt1). Die Inschriften sind trotz Aufspitzungsspuren mit Ausnahme von Inschrift III noch relativ gut lesbar.

H. (der Spruchbänder) ca. 8 cm, B. ca. 80 cm, Bu. ca. 6 cm. – Gotische Majuskel.


Textedition
			

I. MATH//EVSa) II. [IO]//AN͜ ESb) III. [MAR]//C[VS]c) IV. LVCASd) ·

Anmerkungen
a) unterbrochen durch die Hand des Engels.
b) unterbrochen durch die Kralle des Adlers; N retrograd; zwischen E und S offenbar ein Freiraum von einem Zeichen.
c) unterbrochen durch die Pranke des Löwen.
d) Trennzeichen vollrund; rechts des Stierhufs folgt ein vegetabiles Füllzeichen.

Kommentar

Das ikonographische Standardthema der Evangelistensymbole mit einem Schriftband samt ihren Namen ist in mehreren Freskenzyklen im Tiroler Oberland erhalten geblieben (vgl. etwa Kat.-Nr. 146); bei der Darstellung aus der Serfauser Wallfahrtskirche handelt es sich jedoch um das älteste erhaltene Beispiel für den Einsatz solcher Spruchbänder im Oberland. Die im Unterschied zu den gleichzeitigen Inschriften an der Langhausostwand und den Chorwänden (Kat.-Nrr. 121f.) lockerer spationierten und kräftiger geschwellten Buchstaben zeigen weitgehende Schließung: bei L zieht der massive dreieckige Balkensporn weit gegen die Oberlinie, C ist durch zwei extrem fette dreieckige Ansätze an den beiden Bogenenden geschlossen, A zeigt pseudounziale Grundform mit steilem, haarfeinem linksschrägen Mittelbalken. V hat kapitale Grundform, weist jedoch extrem breite, spachtelförmig verbreiterte bzw. mit dreieckigem Ende versehene Schrägschäfte auf. An unzialen bzw. runden Formen sind unziales M, rundes T und unziales, geschlossenes E festzustellen.

1) Dehio Tirol 727; Kofler-Engl, Wandmalerei 222 und Klien, Kirchen (2002) 185.
Literatur

Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 559. – Ammann, Oberland 331. – Dehio Tirol 728. – Kofler-Engl, Wandmalerei 149f. und 225. – Klien, Kirchen (2002) 194–196.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 123,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj123.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Serfaus, Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau im Walde    •  Evangelistensymbole  •  Tituli  •  Wandmalerei  •  Gotische Majuskel

Abbildungen

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Abb. 98–99: Wandmalerei (um 1360), Details
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)