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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

142 Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1497

Gruftplatte des Oswald von Schrofenstein, roter (Kramsacher?) Marmor, innen an der Südwand unter der Empore. Nach den Angaben von Resch befand sich diese Gruftplatte noch im 18. Jahrhundert im Boden der Pfarrkirche direkt vor der wesentlich aufwendiger gestalteten und in die Wand eingelassenen Grabplatte des Oswald von Schrofenstein1) (vgl. Kat.-Nr. 141). Der hochrechteckige Stein zeigt im oberen Viertel eine dreizeilige Inschrift (I), die unteren drei Viertel nimmt ein Rundbogenfeld mit einem reliefierten Vollwappen ein. Zwischen dem Unterrand des Schildes und der Grundlinie des Rundbogenfeldes befindet sich ein Spruchband mit eingehauener Jahreszahl (II). Das gesamte Denkmal ist, stellenweise stark, abgetreten.

H. 176 cm, B. 103 cm, Bu. 6–7 cm (I), 7–9 cm (II). – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. [H]iea) · lit · begrabn · De(r) · Edell · vnd · / · Streng · riter · her · osw(a)ldb) · vo(n) · Schro/venstain II. 1497

Anmerkungen
a) die geringen erhaltenen Reste des ersten, offenbar breit auseinander gezogenen Buchstabens lassen auf einen Versal schließen; Trennzeichen paragraphzeichenförmig, die Haarzierhäkchen jedoch meist völlig abgetreten.
b) kein Kürzungszeichen erkennbar.

Wappen: Schrofenstein2).


Kommentar

Der gegenständliche Stein ist wesentlich einfacher gestaltet als die in der Vorhalle der Landecker Pfarrkirche erhaltene Wappengrabplatte (vgl. Kat.-Nr. 141). Auch sie gehört zu den Kunstwerken, die vom Grabdenkmalensemble Oswalds von Schrofenstein in der Landecker Pfarrkirche erhalten geblieben sind (vgl. Kat.-Nr. 140). Sie diente als Gruftplatte, wie bereits Trapp und der Bearbeiter des Dehio anmerken3), und wie es ihre schlichte Ausführung und die zeilenweise Anlage der Schrift belegen. Tatsächlich war der Stein noch bis ins 18. Jahrhundert im Boden der Pfarrkirche eingelassen4). Die Formen der Inschrift verweisen einmal mehr auf die Werkstatt Sebald Bocksdorfers, der offenbar alle Grabdenkmäler des Schrofensteiners gestaltet hat (s. Kat.-Nrr. 140f.). Insbesondere die lambdaförmige 7 scheint in der Literatur zu mehrmaliger Fehllesung der Jahreszahl Anlass gegeben zu haben5).

1) Resch, Monumenta 95. Neben der hier besprochenen Grabplatte habe nach Resch im 18. Jahrhundert auch noch ein weiteres Grabdenkmal bestanden, das die Wappen der Schrofenstein und der Schurf gezeigt habe und für Georg Philipp von Schrofenstein errichtet worden sei, „qui ultimus familiae obisse dicitur an(n)o 1546 et pro uxore Magdalena Schurfin“; ebda. Doch schon Resch bemerkt: „von einer Inschrift ist keine Spur mehr vorhanden“; ebda. Eine weitere Schrofensteinsche Grabplatte in der Pfk. soll die Jahreszahl 1490 aufgewiesen haben, sei aber oben bereits ganz abgetreten gewesen; ebda (die Jz. 1490 ist in der Handschrift nicht sicher lesbar, da die letzten beiden Ziffern von Resch nachgezogen bzw. korrigiert wurden).
2) Ein oberhalber Steinbock, aus dessen Rumpf fünf Flammen schlagen; ein Spangenhelm mit dem wachsenden Steinbock als Helmzier.
3) Trapp, Denkmale 50 und Dehio Tirol 457.
4) Resch, Monumenta 95.
5) 1492 bei Tinkhauser/Rapp, 1494 bei Ammann; Ammann, Oberland 221 und Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 46. Gegen eine Zuschreibung an Bocksdorfers Werkstatt äußerte sich in jüngerer Zeit Miller, Bocksdorfer 86 und 111.
Literatur

Mayrhofen, Genealogien 7, 114. – Resch, Monumenta 95. – Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 46. – Jenny, Kirche 27. – Hochenegg, Kirchen 204. – Trapp, Denkmale 50. – Ammann, Oberland 221. – Dehio Tirol 457. – Schmitz-Esser, Herrschaftsrepräsentation 77.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 142,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj142.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt    •  Gruftplatte  •  Marmor  •  Jahreszahl  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Bocksdorfer, Sebald  •  Resch, Josef  •  Schrofenstein, Georg Philipp  •  Schrofenstein, Magdalena  •  Schrofenstein, Oswald  •  Schurf  •  Trapp, Oswald  •  Landeck, Pfarrkirche

Abbildungen

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Abb. 119: Gruftplatte des
Oswald von Schrofenstein (1497)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)