Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
150 |
Fendels, Pfk. Mariä Himmelfahrt |
um 1500 |
Zyklus Martyrium der Hl. Margarethe mit erklärenden Beischriften, Wandmalerei, an der Langhaussüdwand im zweiten Joch, in der Höhe der barocken Gewölbeanläufe spitzbogig nach oben abgeschlossen, ursprünglich offenbar den Schildbogen eines gotischen Gewölbes völlig ausfüllend. Szenen in ursprünglich wohl acht rot gerahmten Bildfeldern in drei vertikalen Registern ohne stringente Reihenfolge organisiert; beide Außenseiten der Bildfelder sind jedoch durch den Einbau der barocken Wandvorlagen beschädigt. Ganz unten von links nach rechts: nach weitgehend verlorenem Feld mit nicht mehr erkennbarer Darstellung querrechteckiges Bildfeld: Margarethe mit ihren Haaren an einen galgenartigen Balken geknüpft, zwei Schergen verletzen mit eisernen Krallen an Holzstangen ihre entblößten Brüste; daneben querrechteckiges Bildfeld, rechts beschädigt: ein Scherge holt mit einem Knüppel zum Schlag auf die nicht mehr sichtbare, wohl rechts unten vor einem Turm kniende Heilige aus, am linken Bildrand beobachtet ein Scherge in modischem Harnisch mit Helmbarte die Szene. Die wohl ursprünglich in der unteren Rahmenleiste aufgemalten Beischriften sind verloren. Mittleres Register: ganz links die gefesselte, gekrönte und nimbierte Heilige vor dem rechts sitzenden, rot gekleideten, einen Turban tragenden und ein Zepter haltenden Präfekten Olibrius stehend. Daneben querrechteckiges Bildfeld: Die Heilige, mit ihren Händen an einen galgenartigen Balken gefesselt hängend, zwei Schergen halten brennende Fackeln unter ihre Achseln. Daneben ein rechts zerstörtes Bildfeld, am linken Rand erkennbar ein Mann in fürstlicher Kleidung mit Herzogshut und Szepter (Olibrius?), neben ihm ein Scherge. Auf dem unter den Szenen verlaufenden roten Rahmen einzeilig weiß aufgemalte, durchlaufende Inschrift (I). Ganz oben im Bogenfeld zentral Szene Enthauptung der knienden Heiligen durch einen stehenden, in ein rotes Gewand gekleideten, bärtigen Mann, der das Schwert zum Schlag ausholend erhoben über dem Kopf hält, am rechten Rand das (Hoch-) Grab, zu dem zwei Pilger am linken Rand (ein blinder Erwachsener, von einem Kind geführt, und ein Krüppel auf Stelzen) unterwegs sind. Im Bogenscheitel die segnende Hand Gottes, rechts im Hintergrund eine Stadtansicht und ein halbfiguriger Engel, der der Märtyrerin das Ehrentuch bringt. Auf dem unter den Szenen verlaufenden roten Rahmen einzeilig weiß aufgemalte, durchlaufende Inschrift (II). Die Wandmalereien wurden in den 1990er Jahren aufgedeckt1). Die Inschriften betreffende Beschädigungen sind v. a. in Inschrift II festzustellen.
H. (gesamtes Bildfeld) ca. 250 cm, B. 200 cm, Bu. 3 cm. – Gotische Minuskel.
Textedition
I.
– – –]r · anbrinta) · d[..] ·[....]richb) · · da · pranten · sant · margret · mit · prenend͜en
fackel · und͜er · ire · iegsenc) · · darnach · [– – –
II.
– – –]iad)[– – –]ailung · haupt · da · erw[– – –] · umb · gut · wer · sv · e[...]due)[– – –
Anmerkungen
Kommentar
Die Pfarrkirche, die eine Kapelle des 13. oder 14. Jahrhunderts zum Vorläufer hatte, wurde 1497 geweiht; im 18. Jahrhundert kam es zu weiteren Umbauten2), bei denen auch ein neues Gewölbe eingebaut wurde, wodurch die Wandmalereien vor allem an den Außenrändern beschädigt wurden. Die auffallend routiniert und qualitätvoll ausgeführte Inschrift weist vor allem an der Oberlinie des Mittelbands haarfeine, kurze, rechtsschräge Anstriche an den gebrochenen Bögen auf.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
|