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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

156† Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1510

Wandmalerei Heilige Drei Könige mit Stifterdarstellung samt Beischriften (Altar der Familie von Schrofenstein?), vor 1782 innen an nicht näher bekannter Stelle an der Wand, vielleicht schon um 1820 übermalt, sicher 1890 verloren. Nach der Beschreibung von Josef Resch befand sich hier ein Fresko der Heiligen Drei Könige, „darunter [...] die Schrof(enstein’sche) familie mit folgenden inschriften, und entsprechenden Wappen“1). Zu den Wappen macht Resch keine genauere Angabe, doch wird man davon ausgehen dürfen, dass zumindest das Schrofensteiner Wappen bei der Inschrift des Oswald von Schrofenstein (I), sowie das gevierte Wolkensteiner Wappen bei jener der Praxedis von Wolkenstein (VIII) vorhanden gewesen sind. Der lapidare Aufbau der genannten Inschriften und die Reihung durch Kardinalia lässt an die Darstellung der gesamten, im Gebet knienden Familie denken (die zwei Eltern mit ihren Kindern, hinter dem Vater die Söhne, bei der Mutter die Töchter).

Standortangabe, Beschreibung und Text nach Resch, Monumenta 95f.


Textedition
			

I. Oswald v(on) Sch(rofenstein) Stifter, und aller Vatter. im Jahr 1510 · II. 1 Christoff v(on) Sch(rofenstein) Bischof zu Brixen. III. 2 Oswald v(on) Sch(rofenstein) tumherr zu Brixen. IV. 3 Veit v(on) Sch(rofenstein) V. 4 Rueland v(on) Sch(rofenstein) VI. 5 Sigunda) v(on) Sch(rofenstein) VII. 6 Hans v(on) Sch(rofenstein) VIII. Praxedis v(on) Sch(rofenstein) gebohren Freyin v(on) Wolkenstein mutter · IX. 1 Felicitas v(on) gotes Verhengnis abbtissa zu Sonnburg · X. 2 Barbara v(on) Liechtenstein, gebohrn v(on) Sch(rofenstein) XI. 3 dorothea trautßonin, gebohrn v(on) Sch(rofenstein) XII. 4 Catharina v(on) Freundsperg, gebohrn v(on) Sch(rofenstein) XIII. 5 margret v(on) montani geb(ohrn) v(on) Sch(rofenstein) XIV. 6 margretb) v(on) Sch(rofenstein)

Anmerkungen
a) sic! für Sigmund; bei Resch oder im Original verschrieben?.
b) bei Resch folgt der Zusatz (alia), wohl um zu kennzeichnen, dass er sich bei der zweimaligen Erwähnung einer margret nicht verschrieben hat.

Wappen2): Schrofenstein, Wolkenstein.


Kommentar

Bei der verlorenen Wandmalerei könnte es sich entweder um eine szenisch autonome Dreikönigsdarstellung samt Stifterfamilie oder auch um einen mit Wandmalerei3) anstelle eines hölzernen Retabels ausgestatteten Altar der Schrofensteiner gehandelt haben – weitere Inschriften, die hierüber näheren Aufschluss geben könnten, hat Resch freilich nicht überliefert. Immerhin stammt auch die Figurengruppe Hl. Drei Könige im heutigen Landecker Hochaltar von einem verlorenen älteren Schrofensteiner Altar (s. Kat.-Nr. 160†), das Bildmotiv erfreute sich also innerhalb der Familie einer gewissen Beliebtheit. Darf man der Angabe bei Resch vertrauen, so entstanden diese Wandmalereien 1510. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch sowohl Oswald von Schrofenstein, von dem sich mehrere Grabdenkmäler in der Landecker Pfarrkirche erhalten haben (vgl. Kat.-Nrr. 140–142), als auch seine Frau Praxedis von Wolkenstein (gest. 1492) bereits verstorben. Von ihren in den Inschriften genannten Kindern war Christoph von 1509–1521 Bischof von Brixen, zwei seiner Brüder hingegen Domherren in Brixen, nämlich Oswald und Johann. Felicitas wurde Nonne in Sonnenburg im Pustertal und stieg dort 1498 zur Äbtissin auf. Barbara war die Frau des Marschalls Paul von Liechtenstein geworden, Dorothea heiratete Sixt von Trautson, Katharina Georg von Frundsberg, Margarethe Viktor von Montani. Die Bedeutung der Ehemänner ihrer Töchter und die geistlichen Karrieren der Söhne und einer Tochter von Oswald von Schrofenstein und seiner Frau Praxedis unterstreichen die bedeutende Stellung, die die Schrofensteiner um 1500 in Tirol innehatten. Die engen Verbindungen etwa zu den Herren von Frundsberg unterstreicht auch die Heirat Ruelands von Schrofenstein mit Magdalena von Frundsberg4).

Da auch Tinkhauser/Rapp diese Wandmalereien nicht mehr erwähnen, muss deren Zerstörung bzw. Übermalung jedenfalls vor 1890 erfolgt sein; damit stimmt die Angabe bei Egg überein, der sich auch eine Zuschreibung der Malereien an Sebastian Scheel vorstellen könnte und demzufolge die Wandmalereien bereits um 1820 übermalt wurden5).

1) Resch, Monumenta 95.
2) Da bei Resch keine genaueren Angaben zu den Wappen erfolgen, kann man mit einiger Sicherheit nur das Vorhandensein der Wappen des Oswald und der Praxedis annehmen. Ob weitere Wappen vorhanden waren und ob es sich um Vollwappen oder Schilde gehandelt hat, lässt sich nicht mehr klären.
3) Eine gotische Wandmalerei als Retabel hat sich in Nordtirol etwa in der Wallfahrtskirche von Absam bei Hall in Tirol am rechten Seitenaltar erhalten.
4) Zu den Karrieren der Kinder von Oswald und Praxedis vgl. Mayrhofen, Genealogien 7, 114 und 5, 61; Trapp, Denkmale 54; Egg/Trapp, Totenschilde 40; Bitschnau, Schrofenstein 171 und Laszloczky/Wolfsgruber, Katalog 24. Die Grabplatte des Christoph von Schrofenstein hat sich in der Vorhalle des Doms von Brixen erhalten; ihre Inschrift lautet: Christophorus de Schrovenstain / Ep(iscopu)s hui(us) Eccl(esi)e ob(iit) A(nno) D(omini) mdxxi die iv K(a)l(endas) Aprilis r(equiescat) i(n) p(ace).
5) Egg, Kunst in Innsbruck 50–52. Vgl. dazu auch Huter/Weingartner, Person 88–90 (hier auch zum Naheverhältnis zwischen den Schrofensteinern und Scheel).
Literatur

Mayrhofen, Genealogien 7, 114. – Resch, Monumenta 95f. – Huter/Weingartner, Person 89. – Trapp, Denkmale 54f. – Egg, Kunst in Innsbruck 50–52.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 156,
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Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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