Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
169† |
Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil |
1. V. 16. Jh. |
Evangelistensymbole mit Beischriften, Farbe auf Stein, auf den Schlusssteinen im Gewölbe des Langhauses. Die sechs Schlusssteine des Netzrippengewölbes zeigen nordwestlich den Lukasstier mit Spruchband (I), südwestlich den Markuslöwen mit Spruchband (II), zwischen beiden die Mutter Gottes mit Kind, nordöstlich den Johannesadler mit Spruchband (III), südöstlich die menschliche, geflügelte Matthäusfigur mit praktisch verlorenem Spruchband (IV), zwischen beiden das Lamm Gottes. Die schwarz auf weißem Grund aufgemalten Inschriften sind heute durch restauratorische Eingriffe völlig verfälscht; der aktuelle Buchstabenbestand ist zwar weitgehend sinnlos, erlaubt jedoch noch Rückschlüsse auf den ursprünglichen Text.
Bu. ca. 2–3 cm. – Frühhumanistische Kapitalis (?).
Textedition
I.
FVITa)// IN // DIEB(VS)
II.
FVITb) // IOHANN//(E)S BAPTIZ(ANS)
III.
INc) PRINC//IPIO
IV.
LIBER GENERATIONISd)
Anmerkungen
Kommentar
Die stark manipulierten, nach dem aktuellen Bestand kaum mehr sinnvoll lesbaren Inschriften der Schlusssteine stammen wohl aus der ersten malerischen Ausstattungsphase der spätgotischen Kirche im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Die Restaurierung der Gewölberippen und Schlusssteine zeigt, dass sich Tinkhauser irrt, der die Entstehung der Rippen ins 19. Jahrhundert setzt, nachdem die originalen gotischen Rippen abgeschlagen worden seien1).
Zwar sind die Inschriften durch restauratorische Eingriffe als völlig entstellt zu bezeichnen, doch erlauben einzelne offenbar noch einigermaßen dem ursprünglichen Bestand entsprechende Formen (A mit gebrochenem Balken, retrograde N) und die generell eher schlanken Proportionen der Buchstaben die Erschließung der originalen Schriftart als Frühhumanistische Kapitalis.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Landeck Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil • Evangelistensymbole • Beischriften • Schlusssteine • Frühhumanistische Kapitalis •
Linser, Abraham •
Tinkhauser, Georg
Abbildungen
Abb. 131: Schlussstein (1. V. 16. Jh.) ©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)
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Lc 1,5 (I), nach Mc 1,4 (II), Io 1,1 (III), Mt 1,1 (IV).