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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

199 Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil 1570, 1574

Ensemble von mehreren Graffiti (Namensinschriften, Wortdevisen bzw. Spruchinschriften und Jahreszahlen), Rötelstift, innen an der Westwand unmittelbar links des Portals. Die Inschriften finden sich auf der ganzen Portalhöhe auf dem Wandabschnitt zwischen der Eingangstür und dem linken Apostelkreuz. Zuoberst zwischen zwei Zierlinien, deren hintere nur mehr teilweise erhalten ist, eine erste dreizeilige Inschrift (I); es folgt zwischen zwei einfachen Andreaskreuzen eine weitere, dreizeilige Inschrift (II). Darunter liegen untereinander vier Inschriften (III–V); neben der letzten ein von drei Schwertern durchstochenes Herz, dem ein Jesusmonogramm eingeschrieben ist (VI). Im 18. Jahrhundert weiß übertüncht, 1962–1967 freigelegt und 1994/95 restauriert.

Bu. 2-4 cm (I–V), 5 cm (VI). – Deutsche Schreibschrift (Kurrent) und Kapitalis.


Textedition
			

I. · 15 A 70a) / Jch Ruiggs Gott / C Praun II. 15 Mb) 74 / W(ie)c) G(ott)d) W(ill)c) / Melchior Lampad(er) III. Alß Zeit vnd Zil get / wies [Go]te) wil IV. 1574 V. Allß zeit vnd Zil gett / wies gott wil / H Lusser VI.

Anmerkungen
a) oberer Teil der 0 zerstört; Jahreszahl flankiert von begrenzenden verschlungenen Zierzeichen, das linke evtl. auch als schreibschriftliches F lesbar.
b) konisches kapitales M mit hoch angesetztem Mittelteil.
c) verschränktes kapitales W; Jahreszahl und Wortdevise von zwei Andreaskreuzen flankiert.
d) Fraktur-Versal G.
e) erg. nach Is. V.
f) Nomen sacrum; Bestand: IHS, I als linker Schaft des H, S als rechter Schaft des H.

Deutscher Reimvers (III und V).


Kommentar

Wie bei den zahlreichen anderen Graffiti in der Vigilskirche (Kat.-Nrr. 196, 214f. und 218f.) handelt es sich auch hier mutmaßlich um Schriftäußerungen von Pilgern. Dabei dürfte es sich im wesentlichen (Inschrift II–VI) um eine Pilgergruppe von 1574 handeln, deren Wahlspruch „All’ Zeit und Ziel / geht wie’s Gott will“ gleich in zwei Inschriften an der Wand festgehalten wurde (Inschrift III, V). Ein ähnliches Verhalten finden wir auch in anderen Inschriften der Vigilskirche (vgl. Kat.-Nr. 218).

Literatur

Kundratitz, Restaurierungsbericht 13.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 199,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj199.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 139: Graffiti (1570, 1574)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)