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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

201 Kappl, Pfk. Hl. Antonius der Einsiedler 1575

Taufstein mit Bibelzitat, (sekundär) bemaltes tuffartiges Konglomeratgestein, im Langhaus der Pfarrkirche, 1646 durch den Kuraten Ulrich Neier aus Bludenz von der Mitte der Kirche an die Chornordseite versetzt, seit 2002 wieder am alten Platz aufgestellt1). Der monolithe achtseitige Taufstein zeigt am Becken acht seicht vertiefte querrechteckige Felder, die jeweils Buchstaben einer vertieft erhaben gearbeiteten, indistinkt geschriebenen Inschrift tragen (I). Unterhalb des Beckens am Schaft des Steins gleichartig ausgeführte vertiefte Felder mit den vier Ziffern einer Jahreszahl und mehreren erhaben gearbeiteten Reliefs (eine Rosette, ein Bindenschild und drei weitere buchstabenähnliche Zeichen) (II). Der gesamte Stein war noch 1985 durchwegs ockerfarbig getüncht, 2003 stellten sich die Nullflächen der Schriftfelder rotbraun, die Buchstaben gelb bemalt dar.

Bu. 10 cm (I), 14 cm (II). – Kapitalis.


Textedition
			

I. QVIa) // CRE//DID//ERIT E//T BAP//TISAT(VS) // FVE//RITb) SALV(VS)c) II. Td) / 1 / 5 / 7 / 5e)

Anmerkungen
a) Is. im Originalbestand indistinkt; Text auf die acht Felder verteilt.
b) T stark verkleinert in den unteren Bogen des folgenden S eingestellt.
c) V deutlich über der Grundlinie stehend; us-Haken in die untere Rahmenleiste des Beckens übergreifend.
d) über dem T ein kurzer Querbalken (Kürzungsstrich?); vielleicht auch als Symbol des Kirchenpatrons Antonius zu deuten.
e) es folgen eine Rosette, ein Bindenschild und drei buchstabenähnliche Zeichen (nach Ammann Meisterzeichen).

Wer glaubt und sich taufen lässt, (wird) gerettet (I).

Mc 16,16 (I).


Kommentar

Die mit stumpfen Schaft-, Balken- und Bogenenden sehr klobig ausgeführte, oben umlaufende Inschrift (beachtenswert breites trapezförmiges A und I mit Nodus) spielt auf die Erlösung durch das Sakrament der Taufe an. Es handelt sich um ein Zitat aus dem Markusevangelium und gehört zu den letzten Worten Jesu vor den Jüngern.

Die Interpretation der unteren Inschrift bereitet (bis auf die Jahreszahl) Probleme; jene drei Zeichen, die auf das Relief des Bindenschilds folgen, sind nicht als Buchstaben anzusprechen. Dennoch bleiben Zweifel an der Deutung Ammanns, es handle sich um „ein Meisterzeichen“2).

1) Stotter, Pfarrkirche 109. Unter Pfarrer Engelbert Unterlechner (1951–1977) war der Taufstein erneut umgestellt worden; vgl. ebda. Zur Versetzung des Taufsteins im Zuge der jüngsten Restaurierungsarbeiten vgl. auch den Denkmalbericht des BDA Tirol von 2001, 94–96.
2) Ammann, Oberland 186. Diesem folgend auch Stotter, Pfarrkirche 109.
Literatur

Ammann, Oberland 186. – Dehio Tirol 388. – Stotter, Pfarrkirche 108f.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 201,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj201.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Kappl, Pfk. Hl. Antonius der Einsiedler    •  Taufstein  •  Bibelzitat  •  bemaltes tuffartiges Konglomeratgestein  •  Kapitalis  •  Neier, Ulrich  •  Unterlechner, Engelbert  •  Bludenz