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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

208† Fiss, Pfk. Hl. Johannes d. T. 1581 (?)

Glocke mit Gussvermerk in Form einer Glockenrede, ursprünglich im Turm, wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen1).

Standortangabe und Text nach Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 571.


Textedition
			

Aus dem Feuer bin ich geflossen, zu Kempten bin ich gegossen

Anmerkungen

Deutscher Reimvers.



Kommentar

Nach Tinkhauser/Rapp kam es „im zweiten Dezennium des vorigen [d. h. des 18.] Jahrhunderts“ zu einer Vergrößerung der Kirche, wobei für den neu erbauten Turm ein neues Geläute angeschafft wurde. Die hier besprochene Glocke von 1581 war dabei die „älteste Glocke, die noch vom frühern [Geläute] übrig gelassen wurde“2). Der Inschrift zufolge ist diese Glocke mit der heute noch in Fiss vorhandenen Glocke von 1581 aus der Werkstatt Hans Christoph Löfflers nicht identisch, da die verlorene Inschrift eine Kemptener Gießerwerkstatt als Hersteller nennt und damit eine Herkunft aus der Innsbrucker Gießerei ausgeschlossen wird (vgl. Kat.-Nr. 207). Eventuell wäre ein Zusammenhang mit der Gusshütte von Hans Schnitzer in Kempten denkbar, aus der zwei Glocken im Innsbrucker Stadtturm (1599) bzw. in der Bregenzer Pfarrkirche (1618) stammen3).

Im Bildarchiv des BDA Tirol existiert ein Foto einer abgenommenen Glocke, das mit „Fiß / H. Chr. Löffler 1581“ bezeichnet wurde; allerdings lautet der darauf gut lesbare Abschnitt ihrer Inschrift: KEMPTEN · GOSS · MICH · 16964). Es kann sich also auch hierbei nicht um diese Glocke gehandelt haben. Die übereinstimmende Angabe einer Kemptener Gießerei macht stutzig, es könnte eventuell auch bei Tinkhauser/Rapp eine Verwechslung vorliegen, die sich aber nicht mehr eindeutig nachweisen lässt.

1) Diesen Schluss legt zumindest ein Foto der abgenommenen Glocke aus dem Bildarchiv im BDA Tirol nahe. Zu den Schwierigkeiten der Identifikation der Glocke s. jedoch den Kommentar.
2) Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 571.
3) Vgl. Weissenbäck/Pfundner, Tönendes Erz 235 und Wernisch, Glockenkunde 255.
4) An ihrem Hals befand sich zwischen zwei Schnurleisten eine Zierleiste mit Blattranken; darunter, unten von zwei weiteren Zierleisten und einem wolkenähnlichem Zierband abgeschlossen, war die umlaufende Inschrift angebracht. Dem Foto der abgenommenen Glocke im BDA zufolge war zumindest auf einer Seite des Mantels ein Relief (Auferstehung Christi?) zu sehen.
Literatur

Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 571.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 208,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj208.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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