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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

210 Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1588

Totenschild des Leonhard Gienger, polychromiertes und vergoldetes Holz, im westlichen Joch des Chores an der Südwand, gegen Ende des 18. Jahrhunderts über der Grabplatte des Verstorbenen aufgehängt. Vollrunder Tondo; ganz außen breite vergoldete Lorbeerblattleiste, durch noppenbesetzte Ringe in vier Quadranten geteilt. Weiter innen – durch zwei schmale vergoldete Stableisten abgesetzt – die gold auf blauschwarzem Grund aufgemalte, deutlich rechts des Scheitels einsetzende Umschrift. Zur Mitte hin anschließend einfache vergoldete Stableiste, dann eine abwechselnd von Eierstab und einfachem Stab gebildete Leiste sowie zwei weitere schmale Stableisten. Im Zentrum auf rotem Grund das vollplastisch geschnitzte und polychromierte sowie vergoldete Vollwappen.

D. ca. 130 cm, Bu. ca. 8 cm. – Fraktur.


Textedition
			

Annoa) 1588 den 27 Nouembris Starb berb) Edl v(n)d vest herr Leonhart Gienger vo(n) Rottnegg F(ürstliche)r d(urchlauch)t Ertzhertz(og) Ferdinande(n) Zu Österreich (etcetera) Rath vnd Grichtsherr Zu Landegg vnd Phundts dem gott genadc) ·

Anmerkungen
a) über allen u zwei quadrangelförmige Punkte als diakritische Zeichen.
b) sic! für der.
c) Füllzeichen einfacher vollrunder Punkt.

Wappen: Gienger1).


Kommentar

Der Totenschild des Leonhard Gienger ist neben dem Totenschild des Oswald von Schrofenstein (vgl. Kat.-Nr. 140) einer von zwei in der Pfarrkirche von Landeck erhaltenen prächtigen Totenschilden. Er weist stilistische Verwandtschaften mit dem Totenschild des Blasius Khuen von Belasi in der Pfarrkirche St. Pauls in Eppan auf2).

Bereits 1548 hatte Leonhard Gienger – als Nachfolger der 1546 ausgestorbenen Schrofensteiner – die Pflege über die Gerichte Landeck (vgl. sein Wappen an der Fassade des Landecker Richterhauses, s. Kat.-Nr. 193) und Pfunds auf zehn Jahre verliehen erhalten; diese Ämter übernahm er schließlich auf Lebenszeit; sie verblieben der Familie Gienger bis 17053). 1563 wurde Gienger Unterhofmeister der kaiserlichen Töchter in Innsbruck. Insgesamt war er dreimal verheiratet, nämlich mit Katharina Hofer, sowie Rosina und Benigna Heidenreich von Bidenegg4).

Ebenso wie für Oswald von Schrofenstein hat sich auch für Leonhard Gienger neben dem Totenschild eine Grabplatte erhalten, deren Inschrift offenbar der des Schildes entsprochen hatte (vgl. Kat.-Nr. 211).

1) Si WüA 90, Taf. 52 (vermehrtes Wappen bzw. Wappen II), jedoch abweichend bekrönter Spangenhelm mit rechts schwarz-silberner und links gold-blauer Helmdecke; vgl. auch Württembergisches Adels- und Wappenbuch 226f.
2) So bereits Egg/Trapp, Totenschilde 110.
3) Caramelle/Beimrohr, Landeck 124; Egg/Trapp, Totenschilde 110 und Stolz, Landesbeschreibung 669f. (nach Stolz erhielt Leonhard Gienger die beiden Pflegschaften erst 1549). In einer Urkunde vom 5. Oktober 1604 aus dem Gemeindearchiv Zams hat dementsprechend Damian Gienger das Amt eines Gerichtsherren zu Pfunds und Landeck inne, das er von seinem Vater Leonhard geerbt hatte; Hölzl, Gemeindearchive Landeck 30/33.
4) Egg/Trapp, Totenschilde 110.
Literatur

Resch, Monumenta 96. – Jenny, Kirche 28f. – Stolz, Landesbeschreibung 669f. – Egg/Trapp, Totenschilde 50 und 110f. – Ammann, Oberland 221. – Dehio Tirol 457. – Caramelle/Beimrohr, Landeck 124f.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 210,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj210.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 143: Totenschild des
Leonhard Gienger (1588)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)