Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
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Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil |
4. V. 16. Jh. |
Wandmalereien mit Beischriften, außen an der Langhaussüdwand unmittelbar westlich vor dem barocken Kapellenanbau. Querrechteckiges, gelb gerahmtes Bildfeld aus vier (ursprünglich fünf) Einzeldarstellungen in drei vertikalen Registern: Oben links querrechteckiges Bildfeld Kreuzigung, rechts ursprünglich zwei untereinander angeordnete querrechteckige Bildfelder, das obere durch den Einbruch des barocken Rundfensters zerstört, unten Sturz Christi unter dem Kreuz; im mittleren Register sieben weibliche Heilige, mit Palmzweigen als Märtyrerinnen bzw. mit ihren spezifischen Attributen ausgewiesen1), in von schlanken Säulen getragenen Rundbogennischen, eventuell ursprünglich am darunter liegenden Rahmenstreifen angebrachte Tituli sind jedenfalls restlos verloren. Im querrechteckigen unteren Bildstreifen die im Gebet kniende Stifterfamilie, zwischen den männlichen Figuren links (vor der dritten von links ein Wappenschild mit nicht mehr erkennbarem Bild), über deren Köpfen sich nur mehr unzuordenbare Schriftreste erhalten haben, und den weiblichen Figuren rechts, von denen zwei weiß auf dunklem Grund ausgeführte Namensbeischriften (II über dem Kopf der Mutterfigur, I über dem Kopf der links von ihr knienden Tochter) noch lesbar sind, befindet sich ein querrechteckiges, gelb gerahmtes Feld, dessen (Stifter-?) Inschrift völlig verloren ist. Die Wandmalerei wurde vermutlich im 18. Jahrhundert mit Kalk übertüncht und 1962–1967 freigelegt, 1994/95 erneut restauriert2). Farbigkeit stark reduziert bzw. extreme Verschiebungen der Farbwerte durch Reduktion von Malschichten (Gesichter fast schwarz).
Bu. 2 cm. – Fraktur.
Textedition
I.
Cattarin[a]
II.
Maria
Kommentar
Der extrem reduzierte Inschriftenbestand der Stifterreihe erlaubt leider ebenso wie bei den zahlreichen Beterreihen im Innenraum (vgl. etwa Kat.-Nrr. 212f.) keine Zuschreibung an eine Familie. Ungewöhnlicherweise steht nicht der jeweilige Elternteil der Stifterfamilie an der Spitze der beiden wie gewohnt nach Frauen und Männern geschiedenen Gruppen. Da der Vater als dritte männliche Figur von links dargestellt ist (die weiter links von ihm knienden Söhne sind offenbar durch Bärte als bereits erwachsen charakterisiert), während zur Bildmitte hin noch weitere sechs ( jüngere) Söhne folgen, andererseits die Mutter als dritte weibliche Figur von links abgebildet ist, der sich nach rechts weitere sechs ( jüngere) Töchter anschließen, liegt nahe, in den jeweils außerhalb der von den Eltern angeführten Gruppen dargestellten Figuren früh verstorbene Kinder zu vermuten. Die noch von spätgotischen Vorbildern geprägte Gewandung der Heiligenfiguren und die zeitmodische Kleidung der Stifterfiguren gestatten in Abstimmung mit den im Inneren der Kirche ausgeführten Wandmalereien eine Datierung in den oben angesetzten Zeitraum.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press
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Ammann, Oberland 327. – Dehio Tirol 697. – Kundratitz, Restaurierungsbericht 2a–3. – Pernikar, Schönwies 8.