Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
226 |
Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil |
4. V. 16. Jh. |
Wandmalereien mit Beischriften, außen in der Vorhalle an der Westwand zu beiden Seiten und über dem Scheitel des spätgotischen Portals. Links hochrechteckiges Bildfeld Marienkrönung in gemaltem profilierten Rahmen, an der Oberkante Stirnseite eines Balkens aus der Putzfläche ragend, unmittelbar darunter Rest einer ursprünglich wohl die gesamte Breite des Bildfelds einnehmenden, einzeilig schwarz aufgemalten (erklärenden?) Inschrift. Über dem Portal Erzengel Michael als Seelenwäger bzw. Jüngstes Gericht; rechts oben hochrechteckiges Bildfeld Predigt bzw. Enthauptung des Apostels Paulus, darunter hochrechteckiges Bildfeld Drachenkampf des Hl Georg, im Hintergrund kniend eine weibliche Heilige (?), rechts über ihr längsoblonges Wappenmedaillon mit schlecht erhaltenem Wappenbild. Die Wandmalerei wurde vermutlich im 18. Jahrhundert mit Kalk übertüncht, 1962–1967 freigelegt und 1994/95 restauriert. Aufgrund des Vordaches aus dem 19. Jahrhundert hat die Witterung die Wandmalereien der Westwand zwar deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen als jene der exponierteren Südwand (Kat.-Nr. 225)1); dennoch ist der Gesamtbestand beschädigt, die Farbigkeit durch Verlust von Malschichten stark reduziert bzw. eine extreme Verschiebung von Farbwerten (Gesichter schwarz) festzustellen.
Bu. 4 cm. – Kapitalis.
Textedition
– – –] PANSAa) [– – –
Anmerkungen
Kommentar
Eine sinnvolle Deutung des Schriftzuges ist bislang nicht gelungen. Zwar wäre unter Berücksichtigung einer Verschreibung von [S]PANSA für SPONSA eine Ergänzung zu einer Paraphrase nach Ct 4,8 (etwa „Veni, sponsa Christi, veni, coronaberis“ o. ä.) nahe liegend, doch scheint der Inschriftenbefund dem entgegenzustehen. Die Datierung ergibt sich neben den wenigen verwertbaren stilistischen Anhaltspunkten der Malereien aus der mutmaßlichen Gleichzeitigkeit mit den übrigen Darstellungen an der Kirchenaußenseite und der älteren malerischen Ausstattung des Inneren (s. Kat.-Nr. 213); sie wird zudem durch die in den Zwickeln zwischen dem spätgotischen Portalgewände und der Darstellung oberhalb von dessen Scheitel ausgeführte illusionistische Diamantbuckelquaderung gestützt.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
|