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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Reutte

292† Pflach, Hüttkapelle Hll. Ulrich und Afra 1515

Bauinschrift, außen an der Ostseite des Turmes, unterhalb des Gesimses zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss. Die zwischen 1985 und 1996 zerstörte, schwarz auf weißem Grund aufgemalte Inschrift wies bereits (schreibschriftliche) rundschriftliche Formen des späten 18. oder frühen 19. Jahrhunderts (um 1820?) auf, die vermutlich einen bereits damals verlorenen ursprünglichen Bestand reproduzierten.


Textedition
			

A(n)no 1.515.

Kommentar

Die oben beschriebene Inschrift war bei einer ersten Aufnahme am 25. 9. 1985 noch sichtbar, bei einem erneuten Lokalaugenschein am 11. 7. 1996 bereits verloren. Sie scheint einem zwischenzeitlich erfolgten Neuanstrich der Fassade zum Opfer gefallen zu sein. Bei einem dritten Besuch am 30. 9. 2009 war die in monumentalem Format an der Stelle der alten Inschrift neu aufgemalte Jahreszahl 1515 zu sehen.

Die in der Inschrift überlieferte Jahreszahl bezieht sich auf das Erbauungsjahr der Kapelle, die 1515 von Angehörigen der aus Augsburg stammenden Gewerkenfamilie Höchstetter erbaut worden ist. Das Patrozinium der Kapelle verweist deutlich auf das gleichnamige Benediktinerkloster in deren Heimatstadt, als deren Patrone die beiden Heiligen auch gelten. Grund der Stiftung war der Dank für die reichen Erträge des Bergbaus in der Umgebung von Pflach1). Der Name „Hüttkapelle“ rührt von den umliegenden Blei- und Eisenbergwerken und von der in unmittelbarer Nähe befindlichen Hüttenmühle bei den Schmelzwerken dieser Bergwerke her2).

Die Kapelle wurde vor 1618 renoviert; zur Zeit der Koalitionskriege verwendete man die Kapelle als Pulvermagazin für die umliegenden Bergwerke. Es folgte eine neuerliche Renovierung um 18203).

1) Deininger, „Hütten-Capelle“ 70.
2) Vgl. Knittel, Hüttenkapelle 168. Zur Verbreitung des Blei- und Zinkabbaus im Oberland vgl. zusammenfassend etwa Egg/Pfaundler/Pizzinini, Von allerley Werkleuten 18. Zur Messinghütte bei Pflach vgl. Palme/Westermann, Messinghütte und Palme, Sozialgeschichte 52f.
3) Vgl. dazu ausführlicher Deininger, „Hütten-Capelle“ 70.
Literatur

Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 5, 272. – Deininger, „Hütten-Capelle“ 71. – Knittel, Hüttenkapelle 168. – Ammann, Oberland 279. – Dehio Tirol 604.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 292,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/reutte/tirol-1-obj292.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Reutte  Pflach, Hüttkapelle Hll. Ulrich und Afra    •  Bauinschrift  •  Wandmalerei  •  Augsburg  •  Pflach, Hüttkapelle