Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Reutte
316 |
Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum |
um 1600 |
Bildfenster (Zunftscheibe; Inv. Nr. GL 535) mit Namensbeischriften, vermutlich aus dem Gebiet des Gerichts Ehrenberg stammend, zusammen mit weiteren 13 Scheiben 1823 durch Kauf aus der Konkursmasse des Jakob Stelli in den Besitz des Ferdinandeums gelangt, zuvor in Kreckelmoos bei Reutte aufbewahrt1). Dargestellt ist das Festmahl der Mitglieder einer Zunft bzw. Bruderschaft der Zimmerleute. Acht Meister, von denen sechs schwarze Barette tragen, sitzen um eine Tafel in einer Stube vor einer mit Butzenscheiben verglasten Fensterfront; der Wirt schenkt Ihnen zu trinken nach, während eine bekränzte Magd auftischt, um die einer der Meister seinen Arm schlingt. Die Szene wird von blauen Architekturelementen umrahmt. Oben links und oben rechts sind Szenen aus dem Alltag der Zimmerleute zu sehen (Schnüren und Behauen eines Baumstammes). Unter der Tischszene sind die mit dünnem, goldfarbenem Rahmen voneinander getrennten Namen der acht Meister zu sehen (von links nach rechts: I–VIII). Dabei sind zwei Inschriftenfelder zweizeilig beschrieben (II und VIII), was zu einer entsprechenden Verkleinerung der Schrift führt. Unter den Namensbeischriften finden sich jeweils acht Meisterzeichen in verschiedenfarbigen ledigen Wappenschilden.
B. 34,2 cm, H. 33,7 cm, Bu. ca. 0,3–0,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
I.
Hans amma
II.
Jacob weyredter / us dem schatwaldt
III.
crista musawer
IV.
Jerg stöckly
V.
thoma schratz
VI.
ha[n]sa) Renn
VII.
erh[a]rtt renn
VIII.
Michaell / Buger
Anmerkungen
Kommentar
Aus der Art der Darstellung geht die Bestimmung als Zunftscheibe der Zimmerer recht eindeutig hervor; ein im Aufbau vergleichbares, etwas älteres Stück stellt eine ebenfalls im Ferdinandeum aufbewahrte Gerichtsscheibe dar, die ursprünglich aus dem bernischen Oberamt Schenkenberg stammt2). Die Herkunft der gegenständlichen Scheibe lässt sich dagegen nur aus dem Hinweis in Inschrift II erschließen: Demnach handelt es sich vermutlich um Zimmerleute aus dem Gericht Ehrenberg, zu dem das genannte Schattwald gehörte3). Ammann nahm für die Scheibe eine Herstellung in Schwaben an4). Ein mit Hans und Erhart Renn der vorliegenden Inschrift möglicherweise verwandter Urban Renn ist der Schreiber eines Graffito in der Vigilskirche von Obsaurs (Kat.-Nr. 218).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Reutte Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum • Bildfenster • Zunftscheibe • Namensbeischriften • Gotische Minuskel mit Versalien •
Amma, Hans •
Buger, Michael •
Dittwerdt, Endris •
Musawer, Christian •
Renn, Erhard •
Renn, Hans •
Schratz, Thomas •
Stelli, Jakob •
Stöckli, Jörg •
Weyredter, Jakob •
Ehrenberg •
Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum •
Kreckelmoos bei Reutte •
Schattwald •
Schenkenberg
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