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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Reutte

318† Vils, unbekanntes Wirtshaus 1605?

Epitaph (?) der Familie Hoheneck, bemaltes Holz (?), ursprünglich vermutlich in der Pfarrkirche Vils, zu Beginn des 18. Jahrhunderts offenbar sekundär in einem nicht näher bekannten Wirtshaus in Vils, Zeitpunkt des Verlusts unbekannt. In der epigraphischen Sammelhandschrift des Johann Georg Adam und des Johann Georg Brix von Hoheneck findet sich zu Vils der Vermerk: „Auf einer gemallenen Taffel ßo in dem Wirthshaus alda gefunden, stehet Volgendes“1). Es folgt die Inschrift dieser Tafel, die heute verloren ist (Kat.-Nr. 317†). Unmittelbar anschließend wird eine weitere Tafel mit Inschrift referiert, deren Provenienz aber unklar bleibt; vermutlich war auch sie in demselben Wirtshaus vorzufinden. Unter der Inschrift befanden sich zwei Wappen, „dan ein Sohn alß ein kindt Gemallen Von der Von Stauffenberg mit Nahmen Dietrich“2). Flankiert wurde die Inschrift offenbar von je acht Ahnenwappen (Ahnenprobe auf 16 Vorfahren?), wobei ein Wappenführer der rechten (heraldisch linken) Seite ungenannt bleibt. Zwar sind die Inschriften in der Quelle als fortlaufender Text wiedergegeben, doch wurden hier Absätze entsprechend den inhaltlichen Einheiten eingefügt, die zweifellos auch im Original als voneinander abgesetzte Inschriften ausgeführt waren.

Standortangabe, Beschreibung und Text nach Hoheneck, Monumenta NÖLA pag. 177.


Textedition
			

Anno D(omi)nj 1594: den :24: feb(ruarii) zwischen :6: und. 7: Vhr Vormittag starb der Edl vnd Vest Andreaß Von Hoheneck zu Vülseckh vnd Schulzschnaidt, deß Hochlöbl(ichen) domb=Stüfftsa) zu Augspurg Erb Cam(m)erer, Ligt in dißem Gottshauß Begraben, dem gott Gnädig sein wolle, Auch zuuor deß Lauffenden Jahrs a(nno) 94: den :27: Tag Januarij zwischen :10: Vnd :11: Vhr Vor=Mittag starb sein dochter Margaretha Schenkhin Von Stauffenberg: [– – –] darnach Anno :1605 den :21: tag Martij Starb die Edl [– – –] Cordulab) v(on)c) hoheneckhc), ein Gebohrne Von Landau Wittib, hat ihrn Geliebten gemahel diße Tafel herrein mallen lasßen [– – –

Anmerkungen
a) domb= in der Hs. über der Z. ergänzt.
b) vor dem Wort eine Passage, die offenbar bereits im 18. Jh. nicht mehr lesbar war; als Ergänzung zumindest eines Teils der Lücke bietet sich und tugendhaft oder ein anderes Epitheton an; es könnte jedoch auch ein weiterer Vorname gefolgt sein.
c) das Wort in der Hs. über der Z.


Kommentar

Zur Überlieferung und zum ursprünglichen Standort dieser und der zweiten Tafel mit Inschriften auf Angehörige der Familie Hoheneck s. Kat.-Nr. 317†.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts haben sich die Tiroler Hoheneck nach Mayrhofen in zwei Linien geteilt; aus der jüngeren stammten die in Kat.-Nr. 317† genannten Brüder, aus der älteren hingegen die in der Inschrift des gegenständlichen Epitaphs genannten Personen.

Dabei handelt es sich um Andreas von Hoheneck, der 1594 starb und mit seiner Frau Cordula von Landau eine mit Hans Christoph Schenk von Stauffenberg verheiratete Tochter hatte7). Folgt man der Inschrift, so darf man die Tafel als von Cordula von Landau gestiftet ansehen, die wohl recht eindeutig für die Vilser Pfarrkirche bestimmt gewesen ist, wie der Passus ligt in dißem Gottshauß begraben, der zumindest in Vils nur auf die Hohenecksche Grablege in der Pfarrkirche angewandt werden konnte, recht eindeutig zeigt. Zudem bemerkte auch Mayrhofen, dass der Vater des Andreas von Hoheneck „zu Vils begraben“8) worden sei, was zusätzlich gegen ein Begräbnis des Sohnes außerhalb von Vils spricht.

1) Hoheneck, Monumenta NÖLA pag. 176. Andergassen verortet die Tafel fälschlich in Hall; Andergassen, Renaissancealtäre (2007) 532. Der Irrtum erklärt sich durch die falsche Heftung der Kopien aus dem Hohenecker Codex im Tiroler Landesmuseum, FB 28204, 176–178, wodurch die betreffende Seite mit dieser Is. hinter die Aufzählung der Haller Monumente gerutscht ist.
2) Hoheneck, Monumenta NÖLA pag. 177.
3) Da unklar ist, ob sich die Identifizierung der Wappen durch Hoheneck lediglich auf die heraldische Evidenz oder auf entsprechende Wappenbeischriften stützte, wird der Wortlaut der kopialen Überlieferung in der Wappenzeile neben der normalisierten Form in runden Klammern wiedergegeben.
4) Die ersten beiden Wappen unterhalb der Is.
5) Es folgen die bei Hoheneck, Monumenta NÖLA pag. 177 an der linken Seite gegebenen Wappen von oben nach unten.
6) Ab hier die rechte Reihe der Wappen nach Hoheneck, Monumenta NÖLA pag. 177, von oben nach unten.
7) Mayrhofen, Genealogien 4, 108.
8) Mayrhofen, Genealogien 4, 108.
Literatur

Hoheneck, Monumenta NÖLA pag. 176f. – Hoheneck, Monumenta OÖLA pag. 176f. (mit geringfügigen orthographischen Abweichungen). – Andergassen, Renaissancealtäre (2007) 532.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 318,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/reutte/tirol-1-obj318.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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