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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Reutte

336 Schattwald, Pfk. Hl. Wolfgang 1636

Grabkreuz der Anna Linhart, roter Marmor, an der Außenwand der Sakristei. Aus breitem Sockel mit Steinmetzzeichen (?, s. Nachzeichnung im Anhang) wachsendes lateinisches Kreuz mit abgeflacht dreieckigen Enden, bewinkelt von kleinen Volutspangen (die rechte obere fehlt). Im Schnittpunkt von Kreuzesstamm und Balken unterbricht ein erhaben gearbeitetes Jesusmonogramm (I) in längsovalem Medaillon mit erhabener Eierstab- bzw. Perlschnurrahmung das über eine seichte Hohlkehle vertiefte, den Konturen des Kreuzes folgende Inschriftenfeld, das die 13-zeilige Inschrift trägt (II, die ersten drei Zeilen im oberen Teil des Kreuzesstamms, die vierte bis sechste Zeile auf beiden Balken, die letzten sieben Zeilen im unteren Teil des Kreuzesstamms).

H. 86 cm, B. 42 cm, Bu. 6 cm (I) bzw. 3,5 cm (II). – Kapitalis.


Textedition
			

I. IES(VS)a) II. ANNO / 1636b) · / DENc) · 28 / OCTO=//BERd) · / STARPe) // AN͜NA / LINH//ARTE · / GOT · / SEI · DER · / SELEN · / GNEDIG / VND BA=/RM͜HERZ/IG · AM͜EN ·

Anmerkungen
a) Nomen sacrum; Bestand: IHS, auf dem Balken des H ein lateinisches Kreuz.
b) 3 beschädigt, aber noch sicher zu lesen; es folgt ein paragraphzeichenförmiges Füllzeichen; Trennzeichen quadrangelförmig bzw. Dreispitze.
c) D, den Zwickel zwischen dem Medaillon des Jesusmonogramms und der linken Kante des Kreuzesstamms ausfüllend, unter die Grundlinie vergrößert.
d) Abteilungszeichen zwei kurze rechtsschräge Striche an der Oberlinie; unterbrochen durch Medaillon mit Jesusmonogramm.
e) sic! A, einer offenbar schon ursprünglich vorhandenen Beschädigung im Stein ausweichend, deutlich verkleinert.

Kommentar

Die Inschrift nennt Anna Linhart, die am 28. Oktober 1636 verstarb1). Ihr Grabdenkmal weist deutliche Parallelen zu dem daneben aufgestellten, aus demselben Jahr stammenden Grabkreuz des Michael Zobel (Kat.-Nr. 337) auf, das angesichts der übereinstimmenden Schriftformen wohl aus derselben Werkstatt stammt.

1) Diese Datierung, die auf dem Stein einwandfrei lesbar ist, widerspricht dem bei Dehio und Ammann gegebenen Datum 1667; Ammann, Oberland 325 und Dehio Tirol 685. Denkbar wäre allenfalls eine Datierung auf 1676, wenn man die beschädigte spitze 3 als 7 lesen möchte, doch ist neben der eindeutigen Lesung der 3 im heutigen Bestand auch der Vergleich mit dem ähnlichen Grabkreuz des Michael Zobel aus dem gleichen Jahr (vgl. Kat.-Nr. 337) ein deutliches Indiz für die frühere Datierung.
Literatur

Hochenegg, Kirchen 250. – Ammann, Oberland 325. – Dehio Tirol 685.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 336,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/reutte/tirol-1-obj336.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Reutte  Schattwald, Pfk. Hl. Wolfgang    •  Grabkreuz  •  Jesusmonogramm  •  Kapitalis  •  Inschriften des Totengedenkens  •  Linhart, Anna  •  Zobel, Michael

Abbildungen

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Abb. 202: Grabkreuz
der Anna Linhart (1636)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Werner Köfler)