Adametz, Karoline (Lotte) (1879–1966), Paläontologin, Prähistorikerin und Beamtin

Adametz Karoline (genannt Lotte), Paläontologin, Prähistorikerin und Beamtin. Geb. Wien, 25. 7. 1879; gest. ebd., 3. 6. 1966; röm.-kath. Tochter des Stadtbaumeisters Heinrich Adametz (gest. 1889) und der Karoline Adametz, geb. Simon. – Nach Besuch der Handelsschule und der Matura 1897 wurde A. Anfang 1898 als Sekretärin der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen (Hof-)Museum in Wien angestellt. In dieser Funktion war sie unter den Abteilungsdirektoren →Theodor Fuchs, →Ernst Kittl, Franz Xaver Schaffer und Friedrich Trauth bis zu ihrem Dienstende 1945 bzw. der definitiven Pensionierung 1946 tätig. A. hörte bei Kittl vier Semester Vorlesungen zur Paläontologie an der TH in Wien und nahm an dessen Exkursionen teil; ihre weitreichenden erdwissenschaftlichen und urgeschichtlichen Kenntnisse erwarb sie sich jedoch autodidaktisch. Erste Arbeiten im Feld führte sie gemeinsam mit Kittl im Strechen-Gebiet der Rottenmanner Tauern durch, wobei sie – wie auch bei späteren Projekten – maßgeblich an der Illustration der Publikationen durch Photographien und Zeichnungen mitarbeitete. Im Museum führte A., v. a. in der Direktionszeit Schaffers 1913–36, zahlreiche Inventar- und Akquisitionsbücher, ordnete und beschriftete Sammlungsmaterial und betreute auswärtige Gäste. Enge wissenschaftliche Zusammenarbeit ergab sich mit →Julius von Pia, Schaffer und dem Prähistoriker →Josef Bayer, v. a. hinsichtlich der Illustration umfassender Lehrbücher; so stammen sehr viele Abbildungen zu Bayers „Der Mensch im Eiszeitalter“ (1927) und nahezu alle Illustrationen im 2. Band von Schaffers „Lehrbuch der Geologie“ (1.-3. Aufl. 1924) von A. Ab 1919 assistierte sie bei den Grabungen von Bayer in Krems an der Donau und ordnete dort auch die umfangreiche Sammlung prähistorischer Artefakte von →Johann Strobl. Im Bereich der Ur- und Frühgeschichte war sie selbst wissenschaftlich tätig und legte 1925–61 einige Arbeiten vor. Nach dem frühen Tod Bayers initiierte A. einen Denkmalausschuss, der Bayer an seinen Wirkungsstätten Gedenksteine setzen sollte. Ihre stark zugunsten Bayers verzerrte Darstellung der Fundumstände der berühmten Venus von Willendorf (gefunden 1908 in Schicht 9 der Grabung Willendorf II) ist jedoch faktisch unrichtig. Bis 1938 hatte A. zudem Anteil an den Grabungen in der Höhle Potočka zijalka in den slowenischen Karawanken unter Srečko Brodar. 1914–24 führte sie die Sekretariatsgeschäfte der Österreichischen Geologischen Gesellschaft (ab 1922 Mitglied), ferner war sie Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und der Deutschen Paläontologischen Gesellschaft.

W. (s. auch Kühn; Zapfe, 1966; Wissenschafterinnen): J. Bayer. Der Begründer der modernen Eiszeitforschung. Vollständiges Verzeichnis der Publikationen von J. Bayer (Manuskript o. J., Naturhistorisches Museum, Wien).
N.: O. Kühn, in: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 59, 1966, S. 255–257 (m. B. u. W.); H. Zapfe, in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 69, 1966, S. 11–13 (m. W.).
L.: Internationaler Geologen- und Mineralogen-Kalender 1933/34, 1933, S. 1; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Catalogus Fossilium Austriae 15), 1971; J.-W. Neugebauer, Zur Auffindung der Venus von Willendorf, in: Archäologie Österreichs 7/2, 1996, S. 4–9; The biographical dictionary of women in science 1, ed. M. B. Ogilvie, 2000; W. Antl-Weiser, Die Auffindung der Venus von Willendorf – eine unendliche Geschichte, in: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 130/131, 2000/01, S. 39–57; Wissenschafterinnen in und aus Österreich, ed. B. Keintzel – I. Korotin, 2002 (m. W.); E. Jungwirth – M. Jungwirth, Žene u Geologiji 5, in: Geološko-Paleontološki Zavod Bulletin 19, 2009, S. 4 (m. B.); Naturhistorisches Museum, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)