Arenberg, Julie (Julia) Herzogin von; bis 1853 Gräfin Hunyady de Kéthely, 1853–76 Fürstin Obrenović von Serbien (1831–1919), Gutsbesitzerin

Arenberg Julie (Julia) Herzogin von, bis 1853 Gräfin Hunyady de Kéthely, 1853–76 Fürstin Obrenović von Serbien, Gutsbesitzerin. Geb. Wien, 16. 8. 1831; gest. ebd., 19. 2. 1919; röm.-kath. Einer ungarischen Magnatenfamilie entstammend, Tochter des k. k. Kämmerers Ferencz Graf Hunyady de Kéthely (geb. 17. 9. 1804; gest. Wien, 23. 12. 1882) und dessen Frau, der Sternkreuzordensdame (ab 1829) Júlia Gräfin Hunyady de Kéthely, geb. Gräfin Zichy de Zich et Vásonykeö (geb. 27. 1. 1808; gest. Wien, 14. 4. 1875), Schwester des Majors und 1. Präsidenten des Wiener Trabrennvereins Kálmán Graf Hunyady de Kéthely (geb. 13. 10. 1828; gest. 17. 5. 1901); ab 1853 verheiratet mit Fürst Mihailo Obrenović von Serbien (geb. Kragujevac, SRB, 16. 9. 1823; gest. Belgrad/Beograd, SRB, 10. 6. 1868, ermordet), ab 1876 in 2. Ehe mit Karl Maria Herzog von Arenberg (geb. Brüssel / Brussel/Bruxelles, B, 6. 9. 1831; gest. ebd., 9. 6. 1896). – A. heiratete 1853 den seit 1842 im Wiener Exil lebenden Fürsten Mihailo Obrenović von Serbien, gemeinsam kauften sie Gut und Herrschaft Ivánka nahe Pressburg. Für diese Eheschließung dürfte nicht zuletzt die politische Orientierung von A.s Brüdern, die in unterschiedlichen nationalliberalen Bewegungen Ungarns aktiv waren, ausschlaggebend gewesen sein sowie die Tatsache, dass sich die Familien Hunyady und Obrenović nahestanden. 1859 holte die serbische Volksversammlung (Skupština) Mihailos Vater Fürst Miloš Obrenović aus dem Exil zurück. Damit und verstärkt mit Miloš Tod 1860 begann für A. ihre aktive Zeit als Fürstin von Serbien mit öffentlicher national-identitätsstiftender Rolle. Im Kampf um die serbische Unabhängigkeit unterstützte A. ihren Mann politisch. Sie teilte seine Auffassung, das Osmanische Reich als Gegner, Russland aber als mögliche Schutzmacht Serbiens anzusehen. A. war als Fürstin innenpolitisch umstritten und wurde aufgrund ihrer Kinderlosigkeit und katholischen Konfession in Serbien angefeindet. Sie unterhielt intensiven Kontakt zu Bischof →Josip Juraj Strossmayer, richtete eine katholische Hauskapelle in ihrem Palast in Belgrad ein und engagierte sich karitativ für christliche Flüchtlinge aus Bulgarien. Aufgrund anhaltender Anfeindungen zog sie sich immer wieder ins Privatleben, etwa auf ihr Gut Ivánka und in Kurorte, zurück. 1863 sandte Fürst Obrenović A. als Botschafterin Serbiens nach London. Diese Reise stellte ihre erste und zugleich letzte außenpolitisch relevante Aktion als Fürstin von Serbien in Vertretung ihres Landes dar. Das Ziel war, die serbischen Angelegenheiten wieder in die europäische Tagespolitik und die Medien zu bringen und eine Audienz am Hof Königin Victorias zu erhalten, was jedoch von offizieller englischer Seite abgelehnt wurde, um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden. A. trat dennoch äußerst aktiv auf, frequentierte Botschaftersalons und -zirkel in London, traf den englischen Außenminister Lord Russell, Premierminister Lord Palmerston und Ex-Außenminister Lord Clarendon. Sie trat in Kontakt zur Opposition der englischen Regierung im Unterhaus, wohnte dort politischen Debatten bei und traf sich mit Journalisten. Nach ihrer Londonreise zog sich A. aus dem öffentlichen Leben Serbiens in ein Pariser Kloster zurück und begab sich danach auf Reisen, wo sie in Venedig 1864 ihren späteren 2. Mann kennenlernte, zu dem man ihr auch eine außereheliche Beziehung nachsagte. Im Mai 1865 ließ sie sich einvernehmlich von ihrem 1. Ehemann scheiden. Sie erhielt eine jährliche Leibrente, das Gut Ivánka und ein Haus in Wien als Abfindung, wo sie sich fortan einrichtete. Da die Ehe nach orthodoxem Recht geschieden worden war, galt A. aus katholischer Sicht weiterhin als verheiratet. Sie ließ daher noch 1865 ihre Scheidung und ihren Familienstand durch den Apostolischen Nuntius in Wien, Mariano Falcinelli Antoniacci, prüfen. Die Kirche stellte aber lediglich eine Trennung von Tisch und Bett der Ehepartner fest. Das Attentat auf Fürst Mihailo Obrenović im Juni 1868 im Belgrader Park Topčider machte sie zur Witwe. Obwohl sich A. und Karl von Arenberg seit 1864 kannten, entschlossen sie sich erst 1876 zur Vermählung. A.s 2. Ehe und ihr Lebensabend verliefen ruhig mit wechselnden Wohnsitzen zwischen Wien, Ivánka und den luxemburgischen und belgischen Besitzungen ihres Mannes. Sie trat gesellschaftlich nur noch wenig in Erscheinung, verkehrte in Wien aber in Künstlerkreisen. Der Schauspieler →Georg Reimers zählte zu ihren engsten Freunden. Durch die Gütertrennung zwischen ihr und dem Herzog blieb sie Besitzerin von Ivánka, das sie als Majorat einrichtete und noch zu Lebzeiten an ihren Neffen Károly Graf Hunyady de Kéthely übergab. Dort ließ sie auch eine Familiengruft erbauen, wo ihr Vater, ihre Mutter sowie ihre Brüder Lászlo und Kálmán mit ihren Frauen beigesetzt wurden, während sie selbst bis heute in dem als Provisorium angelegten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof ruht. A. war k. u. k. Palast- sowie ab 1895 Sternkreuzordensdame. Nach ihr ist eine Teerose von Soupert & Notting benannt.

L.: Humorist und Wiener Punch, 2. 8. 1853; NFP, 22. 8., 18. 10. 1865; I. Nagy, Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal 5, 1859, S. 195, 198; K. Mitrović, in: In Between: Culture of Dress Between the East and the West, ed. M. Menković, 2012, S. 38ff.; AVA, HHStA, Wienbibliothek im Rathaus, WStLA, alle Wien; Algemeen Rijksarchief / Archives générales du Royaume, Brussel/Bruxelles, Arenbergarchief / Archives d’Arenberg, Edingen/Enghien, beide B.
(V. Hyden-Hanscho)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)