Arigi, Julius (1895–1981), Offizier und Kampfpilot

Arigi Julius, Offizier und Kampfpilot. Geb. Tetschen, Böhmen (Děčín, CZ), 3. 10. 1895; gest. Seewalchen am Attersee (Oberösterreich), 1. 8. 1981. Nach der Bürgerschule absolvierte A. eine Elektrotechniklehre und trat im Oktober 1913 in die Armee ein. Seine Grundausbildung absolvierte er beim Festungsartillerieregiment 1 in Wien. Im März 1914 wechselte er zur Fliegertruppe und erhielt in Fischamend seine Flugausbildung, die er im November 1914 mit dem Feldpilotendiplom abschloss. Der Fliegerkompanie 6 auf dem Balkan zugeteilt, führte er zunächst Aufklärungsflüge durch. Im Oktober 1915 musste er wegen eines Motorschadens in Montenegro landen und geriet in Gefangenschaft. Mitte Jänner 1916 stahlen A. und fünf seiner Kameraden jedoch das Auto des montenegrinischen Königs und konnten fliehen. Ende Jänner erreichten sie die eigenen Linien, und A. trat wieder seinen Dienst bei der Fliegerkompanie 6 an. Seinen ersten Abschuss erzielte er am 22. August 1916. An diesem Tag schoss er weitere vier Maschinen ab, was ihm sogleich den Ruf eines Flieger-Asses einbrachte. Ende 1916 wurde er zum Fluggeschwader 1 an die Isonzofront verlegt. Im Frühjahr 1917 wurde er der Jagdfliegerkompanie 41J unter dem Kommando von →Godwin Brumowski zugewiesen, wechselte aber wegen persönlicher Differenzen mit diesem zur Jagdfliegerkompanie 55J. 1917 erfolgten mehrere Versuche, Offiziersstellvertreter A., der während des Kriegs insgesamt 32 Abschüsse erzielt hatte, zum Offizier zu befördern, die jedoch immer abgelehnt wurden. Im September 1918 wurde er als Werkspilot zur Flugzeugfirma Dr. Wilhelm von Gutmann nach Hennersdorf bei Wien versetzt. Für seine Leistungen wurde A. u. a. je viermal mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille und der Silbernen Tapferkeitsmedaille I. Klasse ausgezeichnet. Nach dem 1. Weltkrieg siedelte sich A. zunächst in der Tschechoslowakei an. Er gründete 1919 das Flugunternehmen Ikarus und 1921 in Marienbad (Mariánské Lázně) den Weltbäderflugverkehr, eine Fluglinie, die auf der Strecke Prag – Karlsbad – Marienbad – Franzensbad verkehrte. 1928 trat er in Marienbad der NSDAP bei und setzte sich 1934 zunächst nach Berlin ab, ehe er nach Österreich ging und 1936 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm. Zusammen mit Benno Fiala von Fernbrugg gründete er die Flugzeugfabrik Wiener Neustädter Flughafenbetriebs GmbH. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde er als Hauptmann in die deutsche Luftwaffe übernommen und Gauamtsleiter bei der Gauleitung Niederdonau. Während des 2. Weltkriegs war er Fluglehrer an der Jagdfliegerschule 5 in Wien-Schwechat. Zu Kriegsende 1945 befand sich A. in Marienbad, musste jedoch die Tschechoslowakei verlassen und übersiedelte vorerst nach Wien, dann 1947 nach Seewalchen am Attersee. A. nahm eine Arbeit als Vertreter an und erwarb 1957 den Privatpilotenschein.

L.: Die Furche, 28. 1. 1961; K. Krabicka, Hennersdorf, 1978, S. 76-82; M. OʼConnor, Air Aces of the Austro-Hungarian Empire 1914–1918, 1986, s. Reg.; Ch. Chant, Austro-Hungarian Aces of World War 1, 2001, s. Reg. (m. B.); J. Stoik, Das Hennersdorfer Flugfeld – Der Flieger J. A., in: Hennersdorf. Ein Streifzug durch seine Geschichte, red. Ch. Fastl – I. Ganster, 2004, S. 238-240; AdR, Wien; Standesamt, Seewalchen am Attersee, Oberösterreich.
(H. Prigl)  
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)