Arnhart, Ludwig (1858–1949), Naturwissenschaftler und Lehrer

Arnhart Ludwig, Naturwissenschaftler und Lehrer. Geb. Werschetz, Ungarn (Vršac, SRB), 9. 12. 1858; gest. Wien, 2. 3. 1949; zuletzt ohne Religionsbekenntnis. Neffe des Bürgerschuldirektors in Werschetz Ludwig Wodetzky; ab 1892 in 2. Ehe mit Maria Arnhart, geb. Fochen, verheiratet. – A. wurde im Haus seines Onkels aufgezogen, wo sich schon früh sein Interesse für Naturwissenschaften zeigte. Er besuchte zunächst vier Klassen der Mittelschule in Werschetz und anschließend die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, wo er auch maturierte. Danach stand er in Trofaiach sowie in Pettau als Volksschullehrer in Verwendung und legte in Graz die Befähigungsprüfung für allgemeine Volksschulen ab. 1882 wurde er nach Mürzsteg versetzt, danach unterrichtete er in Wien. 1885 erwarb er die Lehrbefähigung für Bürgerschulen und erhielt eine Anstellung als Bürgerschullehrer sowie Supplent an der Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Wien 1. 1920 trat er als Bürgerschuldirektor in den Ruhestand. Neben seiner Unterrichtstätigkeit besuchte er 1888–92 als ao. Hörer Vorlesungen aus Mathematik, Physik, Psychiatrie, Chemie und Physiologie an der Universität Wien, u. a. bei →Gustav von Escherich, →Julius Mauthner, →Franz Brentano, →Theodor Meynert und →Richard Freiherr von Krafft-Ebing. Nach der Zulassung als o. Hörer 1921 studierte er Zoologie bei →Karl Grobben und →Berthold Hatschek, Botanik bei →Hans Molisch und Philosophie u. a. bei →Alois Höfler. 1922 wurde er mit der Dissertation „Das Krallenglied der Honigbiene“ (in: Archiv für Bienenkunde 5, 1923) zum Dr. phil. promoviert. Bekanntheit erreichte A. mit Untersuchungen an Wachs und Honig an der Imkerschule in Wien, wo er zunächst Fachlehrer und später Leiter gewesen sein soll, sowie mit richtungweisenden anatomischen und pathologischen Studien an Bienen und ihrer Brut. Als einer der Ersten setzte er sich ab 1920 wissenschaftlich mit der Herkunft des Honigtaus und der Bedeutung der Waldtracht auseinander. Hervorzuheben ist seine Mitarbeit an Alois Alfonsusʼ „Allgemeinem Lehrbuch der Bienenzucht“ (1905). Politisch aktiv war der als antisemitisch geltende A. 1891–92 als Gemeinderatsvertreter von Wien-Währing, wo er sich für eine Besserstellung der Vororteschullehrer einsetzte. 1898 wurde er zum Präsidenten des Vereins Bürgerschule gewählt.

Weitere W.: Grundlagen der Erziehungslehre als Naturwissenschaft, 1893; Anatomie und Physiologie der Honigbiene, 1906; Die Zwischenräume zwischen den Wachsdrüsenzellen der Honigbiene, in: Zoologischer Anzeiger 30, 1906; Die Bedeutung der Aortenschlangenwindungen des Bienenherzens, ebd.; Die moderne Vererbungslehre und die Bienenzucht, 1914; Die Präparierung des Bienenkörpers, 1914; Österreichischer Lärchenhonigtau, Lärchenmanna und Lärchenhonig, in: Journal of Applied Entomology 12, 1927.
L.: Neues Wiener Journal, 20. 12. 1898; H. Pechhacker, in: Denisia 8, 2003, S. 36; UA, Wien.
(Ch. Mache)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)