Böhmerle Karl d. J., Förster. Geb. Steinitz, Mähren (Ždánice, CZ), 31. 10. 1851; gest. Hadersdorf, Niederösterreich (Wien), 15. 12. 1917. Sohn des Bauingenieurs bei →Johann II. Fürst von und zu Liechtenstein Karl Böhmerle d. Ä., Bruder von →Emil Böhmerle. – B. besuchte bis 1864 die Hauptschule und die zweiklassige Unterrealschule im böhmischen Landskron. Anschließend trat er in die deutsche Oberrealschule in Prag ein. Als sein Vater 1865 in die Liechtenstein’sche Hofkanzlei nach Wien versetzt wurde, besuchte B. die Oberrealschule auf der Wieden (Wien 4), die er 1868 erfolgreich abschloss. Dem Beruf seines Vaters folgend, inskribierte er zunächst 1868–70 als außerordentlicher Hörer am polytechnischen Institut in Wien, setzte sein Studium am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich fort und schloss es 1875 ab (Ingenieur). Danach bewarb er sich um die Stelle eines Geometers in der französischen Schweiz, erhielt aber in der Zwischenzeit ein Angebot vom Leiter des Forstlichen Versuchswesens in Mariabrunn →Arthur Frh. Seckendorff von Gudent und trat im April 1876 als Hilfsbeamter bei der Forstlichen Versuchsanstalt ein, wo sein Bruder Emil Böhmerle bereits seit 1875 tätig war. B. wurde zunächst ebenfalls bei Festgehaltsuntersuchungen der Hölzer eingesetzt. Zwei Jahre später inskribierte er als ordentlicher Hörer an der Hochschule für Bodenkultur und besuchte 1878/79 forstliche Vorlesungen. In der Folgezeit war er auch als Assistent an der Lehrkanzel für Waldwertrechnung und Wildbachverbauung bei Seckendorff von Gudent tätig. An der Forstlichen Versuchsanstalt in Mariabrunn hatte er die Sektion für Forstmathematik und Waldbau inne, wo er holzmesskundliche, bestandeserziehende und -behandelnde Untersuchungen durchführte. Ab 1882 legte B. eine große Zahl von Durchforstungs- und Lichtungsversuchsflächen in Fichten-, Tannen-, Schwarzkiefern-, Weißkiefern- und Rotbuchenbeständen an. Damit schuf er die Voraussetzung für ertragskundliche Forschungen an der Forstlichen Versuchsanstalt. B. wirkte auch am Ausbau des forstlichen Versuchswesens verdienstvoll mit. Auf dem internationalen land- und forstwirtschaftlichen Kongress 1890 in Wien hielt er neben →Ludwig Dimitz und Adam Schwappach das Referat über das forstliche Versuchswesen, aus dem sich als Resultat der internationale Verband forstlicher Versuchsanstalten entwickelte. B., dessen Vorträge auf mehreren Kongressen große Beachtung fanden, sprach u. a. 1903 auf dem internationalen Kongress der Forstlichen Versuchsanstalten zu Mariabrunn über Durchforstungsversuche für die Einbeziehung der Hochdurchforstung in das Programm der Forstlichen Versuchsanstalten. 1883–1912 gehörte B. der Redaktion des „Centralblatts für das gesamte Forstwesen“, dem wissenschaftlichen Organ der Forstlichen Versuchsanstalt, an. 1888 wurde er mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet und 1905 zum Forstrat ernannt. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 1912 in den Ruhestand. Anlässlich seines Ausscheidens aus dem aktiven Dienst wurde ihm der Titel und Charakter eines Oberforstrats verliehen.