Brociner Marco, Schriftsteller und Journalist. Geb. Jassy, Fürstentum Moldau (Iași, RO), 8. 10. 1852; gest. Wien, 12. 4. 1942; mos., ab 1902 röm.-kath. Sohn des Kaufmanns Idel Brociner, Bruder des rumänischen Offiziers Mauriciu (Moritz) Brociner (1854–1946), des Gründers und Präsidenten des Verbands der jüdischen Gemeinden Rumäniens Joseph Brociner (1846–1918) und des jüdischen Funktionärs und Journalisten Andre Brociner (1856–1930), der in Galatz lebte und Vorsitzender der dortigen jüdischen Gemeinde war, Vater von Hans Brociner und Lotti Brociner. – B. studierte angeblich Philosophie in Leipzig, München, Berlin und Heidelberg, wo er 1878 promovierte (nicht belegbar). Als Student publizierte er in der rumänischen jüdischen Zeitschrift „Vocea aparatorului“. In der Folge war er Gründer und Redakteur des „Bukarester Tageblatts“ und Mitarbeiter der „Gartenlaube“. In Heidelberg schloss er Freundschaft mit Ludwig Ganghofer, der ihn 1886 als Feuilletonredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“ nach Wien holte. Mit Ganghofer schrieb er 1890 das am Deutschen Volkstheater erfolgreich aufgeführte Stück „Die Hochzeit von Valeni“. B.s dramatische Werke wurden u. a. am Hofburgtheater und am Akademietheater aufgeführt. Er verfasste auch Theaterkritiken und fungierte ab 1888 als Chefredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“. 1916 verfasste er ein umfangreiches Geleitwort zu dem Bericht „Ein Jahr Flüchtlingsfürsorge der Frau Anitta Müller“. Er schrieb zahlreiche Dramen, Novellen und Romane. Das Moderne Theater in Wien eröffnete 1924 unter dem Direktor Robert Blum mit B.s Stück „Das Weib ist bitter“. Sein Werk „Das Volk steht auf!“ (1911) wurde von den Nationalsozialisten auf die „Liste des schändlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt.