Calafati, Basilio (1800–1878), Magier, Unternehmer und Gastwirt

Calafati Basilio, Magier, Unternehmer und Gastwirt. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 1. 1. 1800; gest. Wien, 27. 5. 1878 (Ehrengrab: Zentralfriedhof); griech.-oriental. (?). Sohn des Teppichhändlers Georg Calafati (geb. Smyrna, Osmanisches Reich / İzmir, TR, 1746; gest. Wien, 1837), der mit seiner Familie über Triest nach Wien gelangte, und der Franziska Calafati, Vater u. a. der Praterunternehmer →Theodor Calafati, Otto Calafati und Eustach Calafati; ab 1831 mit Josepha Calafati, geb. Berndl, verheiratet. – Mitte der 1820er-Jahre war C. in Wien als Schwarzkünstler und Geisterbeschwörer tätig. Er trat bei Wohltätigkeitsfesten, aber auch in eigens angemieteten Räumlichkeiten wie dem „Saale zum Sperl“ in der Leopoldstadt auf, wo →Joseph Lanner ihn musikalisch begleitete. Um 1830 verlegte er seine Wirkungsstätte in den Prater. Hier dürfte er von dem aus Bayern stammenden Magier →Sebastian von Schwanenfeld als Assistent engagiert worden sein. Im April 1834 kaufte er seinem Arbeitgeber die Praterhütte Nr. 81 ab und machte sich selbstständig. Im April 1840 erwarb er die Konzession für das Ringelspiel Zum schwarzen Rössel, das er 1844 zu einem Eisenbahnkarussell mit zwei kleinen Lokomotiven, Peking und Hellas genannt, umfunktionierte. 1854 wurde der Oberstock des Ringelspiels mit den hölzernen Pferden abgetragen und sein Mittelmast mit einer neun Meter hohen Chinesenfigur verkleidet. Ab nun hieß das Karussell Zum großen Chineser. Mitte der 1840er-Jahre errichtete C. neben dem Ringelspiel auch das Wirtshaus Zum schwarzen Rössel. Bereits zu Lebzeiten übergab er die Praterbetriebe seinen drei Söhnen. Das berühmt gewordene Karussell mit der Chinesenfigur, die im Volksmund als Calafati bezeichnet wurde und über Jahrzehnte hinweg ein Wahrzeichen des Praters war, bestand bis 1945.

L.: Die Presse, 10. 3. 1872; Czeike; Allgemeine Theaterzeitung … 19, 1826, S. 399; H. Pemmer – N. Lackner, Der Wiener Prater einst und jetzt, 1935, s. Reg.; H. Pemmer – N. Lackner, Der Prater, 2. Aufl., neu bearb. G. Düriegl – L. Sackmauer, 1974, S. 223f., 279; M. La Speranza, Prater-Kaleidoskop, 1997, S. 103f.; Bezirksmuseum Leopoldstadt, Mitteilungsblatt, 2000, Nr. 1; U. Storch, Im Reich der Illusionen. Der Wiener Prater, wie er war, 2016, S. 42f.; Pfarre Landstraße-St. Rochus, Wien Museum, beide Wien.
(U. Storch)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)