Caldonazzi Walter, Widerstandskämpfer und Forstingenieur. Geb. Mals, Tirol (Mals / Malles Venosta, I), 4. 6. 1916; gest. Wien, 9. 1. 1945 (hingerichtet; begraben: seit 1975 Innsbruck, Tirol); röm.-kath. Sohn des Gendarmen Rudolf Caldonazzi, der später als Metallarbeiter tätig war, und dessen aus Niederösterreich stammender Frau Wilhelmine Caldonazzi (1890–1943). – C. wuchs im Nordtiroler Kramsach auf und besuchte das Gymnasium in Kufstein. Zu seinen Schulkameraden gehörte Ernst Ortner, wie C. Mitglied der Mittelschulverbindung Cimbria, später Mitglied einer Widerstandsbewegung und deswegen zum Tod verurteilt. Ein schwerer Unfall während seiner Schulzeit hinterließ bei C. eine bleibende Gehbehinderung, deretwegen er 1938 nicht zur deutschen Wehrmacht einberufen wurde. Nach Ablegung der Reifeprüfung 1937 begann er im Herbst desselben Jahres in Wien das Studium der Forstwissenschaften und trat der Katholischen Österreichischen Hochschulverbindung Amelungia bei. Als seine Mutter sich in einem Brief an Bekannte über die Bevorzugung nationalsozialistisch gesinnter Studenten beklagte, trug ihr dies im Dezember 1939 eine Verurteilung zu vier Monaten Haft durch das Landesgericht Innsbruck ein. Nach Abschluss seines Studiums 1941 fand C. eine Anstellung als Forstingenieur bei den Vereinigten Forstkanzleien in Wien. 1942 gründete er, gemeinsam mit dem Tiroler Polizisten Andreas Hofer, eine monarchistisch-separatistische Widerstandsgruppe, über deren anfängliche Mitgliederzahl und Tätigkeit nichts Näheres bekannt ist. Ebenso unklar ist, in welcher Weise C. in dieser Zeit gemeinsam mit seinem Vater am Aufbau einer Widerstandsgruppe in Kramsach und Umgebung beteiligt war. Spätestens ab 1943 unterhielten C. und Hofer Kontakte zum Wiener Kaplan →Heinrich Maier, der Regimegegner unterschiedlicher politischer Ausrichtung um sich sammelte. Ihr gemeinsames Ziel war die Weiterleitung von kriegswichtigen Informationen an die Alliierten, zu denen Franz Josef Messner, Generaldirektor der Semperit-Werke, auf Auslandsreisen Beziehungen knüpfen konnte. Im Oktober 1944 mussten sich Maier, Messner, C., Hofer und sechs weitere Beschuldigte vor dem Volksgerichtshof verantworten. Neben der als Hochverrat und Feindbegünstigung gewerteten Weitergabe der Pläne von Rüstungsbetrieben im Raum Wien an Maier (und damit an den englischen und amerikanischen Geheimdienst) sah das Gericht den Tatbestand der Wehrkraftzersetzung als erfüllt an, weil C. und der Sanitätsgefreite Josef Wyhnal durch die Verabreichung Fieber erzeugender Mittel in mehreren Fällen Angehörige der Wehrmacht „frontuntauglich“ gemacht hatten. Der Prozess endete mit Todesurteilen für acht der zehn Angeklagten. Bemühungen von C.s Anwälten um eine Wiederaufnahme des Verfahrens unter Verweis auf die nicht ausgeheilten Folgen einer während der Haft erlittenen schweren Gehirnerschütterung blieben erfolglos. Mehrere aus der Todeszelle geschmuggelte Briefe an seine Braut und seine Familie bezeugen C.s Glauben und die Überzeugung, für eine gerechte Sache eingestanden zu sein.