Demmer, Bernhard (1833–1902), Fabrikant

Demmer Bernhard, Fabrikant. Geb. Eisenach, Thüringen (D), 9. 5. 1833; gest. Wien, 29. 7. 1902; evang. AB. Sohn des Innungsmeisters der Kunstschlosser in Eisenach Johann Wilhelm Demmer und von Henriette Demmer, Vater von →Arno Demmer; verheiratet in 1. Ehe mit Clara Hermine Demmer, geb. Beyde (gest. 1876), in 2. Ehe mit Maria Demmer, geb. Schauerhuber, der Tochter des Wiener Fleischhauers Joseph Schauerhuber. – D. erlernte, wie in seiner Familie Tradition, das Schlosserhandwerk. Im Alter von 17 Jahren begab er sich auf Wanderschaft, während der er 1851 nach Wien kam. Dort besuchte er 1851–55 das polytechnische Institut. 1856 begann er seine Tätigkeit als Konstrukteur bei der damaligen Wien-Raaber Bahn. Er leitete das Konstruktionsbüro der Maschinenfabrik der privilegierten österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft und war einer der engsten Mitarbeiter von →John Haswell. D. hatte großen Anteil an der Konstruktion der Haswell’schen hydraulischen Schmiedepresse. 1869 wurde er der erste Direktor der ein Jahr zuvor gegründeten Wiener Locomotiv-Fabriks-AG in Floridsdorf, die als erste auf die Elektrifizierung bei der gesamten Produktion umgestiegen war. Die dort verwendeten Arbeitsmethoden und die kommerzielle Organisation derselben bekamen Vorbildfunktion für andere Fabriken, wie die Vorkehrungen für das Härten und Schleifen der Büchsen und Bolzen für die Steuerungen oder die Zentralisierung von Herstellung und Instandhaltung der Werkzeuge. D. hatte verschiedene Patente auf die Konstruktion von Dampflokomotiven inne (Erfindung einer Lokomotivkurbelachse, 1867; Verbesserung von transportablen und zerlegbaren Schmiedefeuern, 1871; Schleifmaschine für Zentrum- und Spiralbohrer, 1888). Außerdem war er leitender Vizepräsident des Vereins der Montan-, Eisen- und Maschinenindustriellen, Mitglied des Staatseisenbahnrats, Prüfungskommissär für die II. Staatsprüfung im Maschinenbaufach an der Technischen Hochschule in Wien und Verwaltungsrat u. a. in der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft und der Steyr Waffenfabrik.

L.: NFP, 31. 7. 1902; Enzyklopädie des Eisenbahnwesens 1, 1890; Bahn-Austria.at (Zugriff 27. 4. 2021); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 27. 4. 2021); Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Technisches Museum, TU, beide Wien.
(S. B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)