Habermann, Franz Edler von (1788–1866), Maler und Beamter

Habermann Franz Edler von, Maler und Beamter. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 17. 12. 1788; gest. Wien, 2. 3. 1866; röm.-kath. H. wurde 1810 Praktikant bei der niederösterreichischen Bankal-Administration, 1811 Konzeptspraktikant bei der Tabak- und Stempelgefällsdirektion, 1812 zur allgemeinen Hofkammer übersetzt, war ab 1815 Hofkonzipist mit Dienstleistung beim Finanzministerium, wurde 1818 Staatsrats-Offizial in der geheimen Staatsratskanzlei, 1823 Hofsekretär in der allgemeinen Hofkammer, 1831 Hofrat, 1836 Mitglied des obersten Gefällsgerichts und schließlich Ministerialrat im Ministerium der Finanzen, 1856 trat er in den Ruhestand. Als Künstler Autodidakt, zeichnete er sich durch eine erstaunliche Fertigkeit in Naturbeobachtung und Komposition aus. Er trat v. a. als Schlachtenmaler von Episoden aus den napoleonischen Kriegen hervor und schloss typologisch in seinen Bildern, die er überwiegend in weite Überschaulandschaften einbettete, an die Tradition des Spätbarock an. H. avancierte zu einem angesehenen Historienmaler des Vormärz und widmete sich nur gelegentlich auch der Landschaftsmalerei. Auf einem reichen Material an Naturstudien basierend, schuf er ausgefeilte Aquarell- und vereinzelt auch Ölbilder mit Schlachtenszenen, darunter den „Überfall von Cesenatico“, 1823 (die danach gefertigte Lithographie wurde in der Serie „Momente aus Oesterreichs Kriegsgeschichte“ von Matthias Trentsensky veröffentlicht) sowie „Österreichische Husaren im Kampf gegen französische Truppen“ (beide Heeresgeschichtliches Museum, Wien). 1838 zeigte er die „Bestürmung der Schäferei in der Schlacht bei Leipzig“ und die „Schlacht bei Bar sur Aube“ auf der Ausstellung der Berliner Akademie. „Die Erstürmung des Kirchhofes von Aspern“ und „Angriff der französischen Kürassiere bei Aspern“ wurden durch kolorierte Aquatintablätter von →Antonín Pucherna vervielfältigt und befinden sich heute im Wien Museum. 1835 zum Akademischen Rat an der Wiener Akademie der bildenden Künste (ABK) ernannt, hinterließ er dieser 149 überwiegend kleinformatige Studien, die im Kupferstichkabinett der ABK aufbewahrt werden. Diese sind ausschließlich militärischen Sujets gewidmet und sind überwiegend als Naturstudien entstandene Details mit Pferden, Soldaten, Gewehren sowie vereinzelt auch Entwürfe zu mehrfigurigen Ereignisbildern. H. präsentierte sich in diesen teilweise aquarellierten Bleistiftstudien als begabter Beobachter und durchaus versierter Zeichner. Außerdem setzte er sich für die Förderung heimischer Künstler ein: So gehörte er 1829 dem Proponentenkomitee des Vereins zur Beförderung der bildenden Künste an (Gründung 1830) und fungierte bis 1845 als dessen Vorstand. Ziel dieser Vereinigung von Kunstfreunden war es, die Werke einheimischer Künstler zur Verlosung anzukaufen und damit die bildende Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. H. war ab 1846 Mitglied des Niederösterreichischen Gewerbevereins, wurde 1833 Ritter des russischen St. Stanislaus-Ordens 2. Klasse und 1850 Ritter des Leopold-Ordens.

Weitere W.: Schlacht bei Leipzig, 1816, Schlacht bei Amberg (beide Albertina Wien); Schlacht bei Kulm, 1816; Schlacht bei Waterloo (Wien Museum); etc.
L.: AKL; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Toman; Wurzbach (s. u. Karl v. H.); W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; W. Aichelburg, Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001, 1, 2003, S. 28f.; HHStA, Hofkammerarchiv, WStLA, alle Wien.
(Ch. Gruber – C. Reiter)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)