Jenbach Bela, bis 1914 Jakobovits (Jacobowicz), Librettist und Schauspieler. Geb. Miskolcz (Miskolc, H), 1. 4. 1871; gest. Wien, 21. 1. 1943; mos., 1900 ausgetreten, ab 1914 evang. HB. Sohn des Kaufmanns Elias Jakobovits und von Rosa Jakobovits, geb. Hoffman (gest. Wien, 25. 4. 1922), Bruder der Filmdramaturgin und Drehbuchautorin Ida Jenbach, geb. Jakobovits (geb. Miskolcz, 4. 6. 1868; gest. Ghetto Minsk oder Maly Trostinec, vermutl. 1941 oder 1943), die →Hugo Bettauers Roman „Die Stadt ohne Juden“ adaptierte (Premiere 1924); 1914 bis ca. 1938 (Scheidung) verheiratet mit der Kremser Schauspielerin Anna Brandstätter (gest. 29. 1. 1943). – 1882 übersiedelte die Familie nach Wien. Über J.s Ausbildung ist nichts bekannt. 1907 wurde er ans Wiener Burgtheater engagiert, kam aber über Episodenfiguren nicht hinaus und schrieb nebenher Operettenlibretti. 1911 verließ er das Burgtheater und begann mit →Leo Stein eine Zusammenarbeit. Ihr erster Erfolg war 1913 „Ein Tag im Paradies“ für den bereits arrivierten Komponisten →Edmund Eysler. Den Durchbruch erlebten die beiden mit →Emmerich Kálmán, der damals noch am Anfang seiner Karriere stand. „Es lebe die Liebe“ wurde unter dem Titel „Die Csárdásfürstin“ 1915 uraufgeführt. Bald danach wurde J. als Landsturminfanterist eingezogen und im August 1918 als Titularzugsführer des Infanterieregiments Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 entlassen. Nach Kriegsende und dem Welterfolg der „Csárdásfürstin“ waren J. und Stein gefragte Autoren. 1920 schrieben sie für die zwei führenden Operettenkomponisten ihrer Zeit, Kálmán („Das Hollandweibchen“) und →Franz Lehár („Die blaue Mazur“). Für Letzteren verfasste J. nach Steins plötzlichem Tod die burleske Operette „Cloclo“ (1924). Lehár zog ihn auch für seine lyrischen Spätwerke „Paganini“ (1925, zusammen mit →Paul Knepler) und „Der Zarewitsch“ (1927, zusammen mit →Heinz Reichert) hinzu. Das Verhältnis zu Kálmán hingegen litt unter einem Urheberrechtsprozess, den J. 1930 verlor. Trotz Versöhnung kam es zu keiner Zusammenarbeit mehr. Nach →Adolf Hitlers Machtergreifung scheiterten J.s Versuche, beim Tonfilm unterzukommen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 und dem damit verbundenen Ausschluss aus der Reichsmusikkammer, der quasi einem Berufsverbot gleichkam, sowie der Scheidung von seiner katholischen Frau, wodurch er den Schutz einer privilegierten „Mischehe“ verlor, zog er zu Maria Stein nach Wien 4 und ging später in den Untergrund. Ende 1942 wurde er ins Sanatorium Auersperg eingeliefert, wo er verstarb.