Mendel Gregor (Johann), Naturforscher, Genetiker und Abt. * Heinzendorf b. Odrau (Hynčice, österr. Schlesien), 22. 7. 1822; † Brünn, 6. 1. 1884. Aus einer dt. Bauernfamilie; besuchte 1834–40 das Gymn. in Troppau (sechs Klassen), stud. trotz finanzieller Schwierigkeiten 1840–42 in Olmütz Phil. und fristete als Privatlehrer in Olmütz seinen Lebensunterhalt. 1843 trat er als Novize in das Augustinerkloster in Altbrünn ein, stud. ab 1845 Theol. an der Brünner Theolog. Lehranstalt, 1847 Priesterweihe. Er war zunächst Kooperator, dann Supplent für Physik und Mathematik am Gymn. in Znaim. 1851–53 stud. er an der Univ. Wien Physik, Chemie, Zool., systemat. Botanik, Pflanzenphysiol., Paläobotanik und Paläontol. der Tiere. M. besuchte die Privatvorträge am Naturwiss. Hofmus., die Vorträge des Zoolog.-botan. Ver. (wo er 1853 auch selbst einen Vortrag hielt) und des Ver. zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse in Wien. 1854–68 unterrichtete er Physik und Naturgeschichte an der Brünner Staatsrealschule. 1856 begann er mit verschiedenen Erbsensorten seine Vererbungsversuche, mit welchen er sich zehn Jahre befaßte. Er wendete dabei eine neue strenge Versuchsmethode an, deren Ergebnisse er statist. verarbeitete. Die auf diese Weise festgestellten Vererbungsregeln – heute als M.-Regeln oder M.sche Gesetze bezeichnet – wurden, nachdem er sie 1865 im Naturforschenden Ver. in Brünn vorgetragen und 1846 in dessen „Verhandlungen“ veröff. hatte, von den Botanikern zunächst nicht genügend beachtet. M., der noch andere Kreuzungsversuche machte (u. a. wurde er durch Briefwechsel mit dem Münchner Botaniker Nägeli zu Kreuzungsversuchen mit Hieracium-Arten angeregt, die aber erfolglos blieben), war auch als Meteorologe, Obstzüchter und Bienenforscher tätig. 1868 wurde M. zum Abt seines Klosters gewählt. Mit Rücksicht auf die weitreichenden Verpflichtungen, die er mit diesem Amt übernehmen mußte, legte er sein Lehramt an der Realschule zurück. Seine vielseitigen und verantwortungsvollen Tätigkeiten, auch im öff. Leben der Stadt Brünn, hinderten ihn daran, seine wiss. Arbeiten fortzusetzen. 1900 wurden gleichzeitig und voneinander unabhängig durch de Vries, Correns und Tschermak die in Vergessenheit geratenen Ergebnisse seiner Versuche über die Pflanzenhybriden wiederentdeckt und – insbesondere von Tschermak – ihre Bedeutung für die Pflanzenzüchtung erkannt. Die Folge dieser Wiederentdeckung und Bestätigung der M.-Regeln war eine tiefgreifende Revolution im Bereich der Biol., die auch heute noch fruchtbringend weiterwirkt. Das Andenken an die Persönlichkeit und die wiss. Leistung M.s findet jetzt in der Genet. Abt. G. M. des Mähr. Mus. in Brünn sachgemäße Pflege und archival. Betreuung, die auch in der vom Mus. hrsg. Z. „Folia Mendeliana“ zum Ausdruck kommen.