Müller von Nitterdorf Adam, Publizist und Staatsphilosoph. * Berlin, 3. 6. 1779; † Wien, 17. 1. 1829. Sohn des kgl. preuß. Oberkonsistorialbeamten Wilhelm H. M.; stud. in Göttingen Rechtswiss. Er kam sehr früh mit Gentz (s. d.) in Berührung, woraus eine dauernde Freundschaft entstand. Zuerst als Hauslehrer u. a. bei Prinz Bernhard v. Sachsen-Weimar tätig, begann M. 1804 seine staatsphilosoph. Gedankenlehre vom Gegensatz im Geiste der Frühromantik zu publ. 1805 trat er in Wien zum Katholizismus über, hielt aber noch an pantheist. Ideen fest. Später näherte er sich Kleist, mit dem er die Z. „Phöbus“ hrsg. Ohne feste Stellung, wurde er Mittelpunkt des Romantikerkreises in Dresden, nachher Sekretär der kurmärk. Ritterschaft. Er hielt in Berlin Vorlesungen, geriet aber als Konservativer in Gegensatz zur Staatsreform unter Hardenberg. Der Krieg von 1813 führte ihn nach Wien, wo er enge Beziehungen zum Kreis um K. M. Hofbauer (s. d.) hatte. Ein Versuch, in Wien eine Erziehungsanstalt für Adelige zu errichten, scheiterte. Staatskanzler Metternich (s. d.) zog ihn immer mehr zu publizist. Aufgaben heran, auf welchem Gebiet er sich auch 1813/14 als Sekretär des k. k. Landeskoär. für Tirol, Roschmann, betätigte. 1815 begleitete er Metternich nach Paris und wurde dann bes. aus literar. Gründen sowie als Beobachter revolutionärer Bestrebungen zum Gen. Konsul in Leipzig bestellt, wo er bis 1827, bis er als Hofrat in die Staatskanzlei berufen wurde, blieb. 1826 nob. Ursprünglich von Burke stark beeinflußt, wurde M. zum bedeutendsten Staatsdenker der Romantik. Er verstand Volk und Staat als Organismen mit eigenen Lebensprinzipien und bekämpfte daher, auch in seiner Lehre vom Gelde, das dogmat. Naturrecht und die Freiwirtschaftslehre von A. Smith. Metternich bediente sich M.s als „Feder“ gegen die Zeitmeinungen. Auf seine Zeitgenossen, welche in ihm vor allen einen ideolog. Querkopf sahen, wirkte M. wenig. 100 Jahre nach seinem Tod erfuhren seine Lehren und Schriften durch die Schule von O. Spann eine Renaissance.