Pichler, Elisabeth; geb. Praller (1783-1865), Buchdruckerin, Buchhändlerin und Verlegerin

Pichler Elisabeth, geb. Praller, Buchdruckerin, Buchhändlerin und Verlegerin. * Wien-Margareten, 27. 4. 1783; † Wien, 22. 10. 1865. Tochter eines Seidenzeugfabrikanten, Gattin des Vorigen (ab 1807), Großmutter des Folgenden, Schwägerin der Schriftstellerin Karoline P. (s. d.); führte nach dem Tod ihres Mannes (1823) dessen Unternehmen anstelle ihres minderjährigen Sohnes unter der Firmenbezeichnung A. P.s sel. Witwe weiter. Äußerst geschäftstüchtig und weitblickend, modernisierte und erweiterte sie den Betrieb, indem sie etwa 1836 in der Druckerei (ab 1809 in Wien-Margareten) eiserne Handpressen und – als eine der ersten in Wien – eine Schnellpresse aufstellen ließ. 1829 wurde eine Geschäftsniederlage in Wien I. gegründet, 1833 der Offizin eine eigene Schriftgießerei angeschlossen, 1845 eine Stereotypie; mit der Verlagstätigkeit war auch ein nicht unbedeutendes Kommissionsgeschäft verbunden. 1837 wurde bei P. Raffelsbergers „General-Postkarte des Kaiserthumes Österreich . . . “ gedruckt, ein für den Kartendruck bedeutsames Ereignis, auch begann sie, den Verlag von Jugend- und Schulbüchern auszubauen. 1848 druckte die Offizin 14 Ztg. Nach P.s Tod wurde das Unternehmen, das ab 1851, dem Eintritt ihres Sohnes Franz (* Wien, 20. 8. 1808; † Wien, 9. 11. 1891), A. P.s Witwe & Sohn hieß, ganz von diesem übernommen. Er erweiterte vorerst die Druckerei, deren Leitung er als Geschäftsführer bereits Ende der 30er Jahre inne gehabt hatte und deren Hauptgewicht auf den eigenen Verlagswerken ruhte, verkaufte sie jedoch 1869 an seinen Geschäftsleiter W. Köhler. Nach der Neuordnung der Schulverhältnisse (1869) intensivierte er den Verlag pädagog. Werke, der bald auch auf andere Unterrichtsbehelfe ausgedehnt wurde. 1870 wurde dem Betrieb eine Sortimentsbuchhandlung, 1872 eine Lehrmittelanstalt angeschlossen. 1875 übertrug P. die Leitung des Unternehmens seinem Sohn Franz P.

L.: Kat. der hist. Ausst. von Wr. Buchdruck-Erzeugnissen 1482–1882, 1882, S. 105 f.; A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, Bd. 2, 1887, s. Reg.; Biograph. Lex. des Dt. Buchhandels der Gegenwart, bearb. von K. F. Pfau, 1890; Verlags-Κat. von A. Pichler’s Witwe & Sohn, 1893, S. 3 f.; C. Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, 2 Bde., hrsg. von E. K. Blümml (= Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 5–6), 1914, s. Reg.; C. Junker, Vom Buchführer zur AG. 200 Jahre Wr. Buchhändlergeschichte, 1926, S. 43 f.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 52f.
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