Schreiber, Franz (1897-1947), Politiker

Schreiber Franz, Politiker. Geb. Weseritz, Böhmen (Bezdružice, Tschechien), 11. 1. 1897; gest. Prag (Praha, Tschechien), 15. 2. 1947 (hingerichtet). Sohn von Adalbert S. (s. u.). S. besuchte die Gymn. in Mies (Stříbro) und Kaaden (Kadaň) und leistete nach der Matura 1915–18 Kriegsdienst im Tiroler Kaiserjäger-Rgt. 4, wobei er 1917 durch eine schwere Verwundung die rechte Hand verlor. Mehrfach dekoriert aus dem Krieg heimgekehrt, engagierte sich S. schon bald im Dt. Kulturverband und im Rahmen des Bundes der Dt. in Böhmen. Während seiner Stud.Zeit an der landwirtschaftl. Abt. Tetschen-Liebwerd (Děčín-Lázně Libverda) der Techn. Hochschule Prag trat S. dem Bund der Dt. Landjugend und dem Bund der Landwirte bei. Nach dem Stud.Abschluß (Dipl.-Ing.) absolv. er sein Praktikum in der Nähe von Weseritz auf dem Meierhof des Fürsten Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und lebte ab 1929 als Gutsverwalter in Roßbach (Hranice) bei Asch (Aš). 1933 trat S. der Sudetendt. Heimatfront bei, übernahm die Leitung der Ortsgruppe Roßbach und war 1935–38 Abg. der Sudetendt. Partei im tschechoslowak. Parlament. Während der Sudetenkrise 1938 floh er im September nach Deutschland und gehörte dort zum Stab des Sudetendt. Freikorps. Nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Dt. Reich kehrte S. wieder zurück, durfte aber der NSDAP wegen seiner jüd. Verwandtschaft nicht beitreten. Erst 1941 wurde er durch einen Gnadenerlaß Hitlers aufgenommen und ihm damit eine Parteikarriere ermöglicht. 1942 wurde S. Vorstand des Bodenamtes Pilsen (Plzeň) und war ab Mitte 1944 bis Kriegsende als Leiter des Bodenamtes Brünn (Brno) tätig. Im Juni 1945 verhaftet, wurde S. 1947 im sog. großen Parlamentarierprozeß gegen ehemalige Abg. und Senatoren der Sudetendt. Partei und der früheren Deutschen Nationalsozialist. Arbeiterpartei in Prag wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Sein Vater Adalbert S. (geb. Waltersdorf, Tschechien [?], 10. 6. 1855; gest. Weseritz, 10. 11. 1927) war ab 1889 Notar in Weseritz, dort auch langjähriger Stadtrat und mehrere Jahre Bgm., wobei er den Bau der Hochquellenwasserleitung (1907 bis 1909) initiierte. Daneben erwarb er sich als Mitgl. der Bez.Verwaltungskomm. Weseritz Verdienste um den Ausbau der lokalen Straßen- und Bahnverbindungen.

L.: Egerländer Biograf. Lex.; 500 Jahre Stadt Weseritz 1459–1959, (1959), S. 53 (mit Bild); J. César – B. Černý, Politika německých buržoazních stran v Československu v letech 1918–38, 2, 1962, bes. S. 564; M. O. Balling, Von Reval bis Bukarest 1–2, 1991, s. Reg.; Bundesarchiv, Außenstelle Berlin-Zehlendorf, Collegium Carolinum, München, Smlg. Balling, Inst. für Zeitgeschichte, München, alle Deutschland. – Adalbert S.: Egerländer Biograf. Lex.; 500 Jahre Stadt Weseritz 1459–1959, (1959), bes. S. 26 (mit Bild); Mitt. Rudolf Mannhard, Bisamberg, NÖ.
(M. O. Balling – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 190f.
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