Schwadron, Ernst (1896–1979), Unternehmer, Architekt und Designer

Schwadron Ernst, Unternehmer, Architekt und Designer. Geb. Wien, 1. 7. 1896; gest. New York City, NY (USA), 3. 2. 1979; mos. Sohn von →Viktor Schwadron und Ernestine (Erna) Schwadron, geb. Nassau (geb. Pohrlitz, Mähren / Pohořelice, CZ, 12. 6. 1871; gest. Wien, 8. 7. 1932), Bruder von →Walter Schwadron; in 1. Ehe 1930–31 mit Erna Schwadron, geb. Mendel, geschiedene Lederer (geb. Wien, 28. 6. 1884; gest. Haifa, IL, 29. 1. 1981), in 2. Ehe mit Gladys Schwadron, geb. Bradsell (geb. NY, USA, 1904; gest. Connecticut, USA, 1992), verheiratet. – S. besuchte die Staatsgewerbeschule in Wien und diente im 1. Weltkrieg. 1918/19 war er in der Kunstgewerbeschule in Wien in der Keramikklasse von Michael Powolny inskribiert. 1919–38 arbeitete er als freiberuflicher Architekt und Designer in Wien, oft in Zusammenarbeit mit der Keramikerin Vally Wieselthier. Einer seiner ersten Aufträge als Architekt war der Bau des Strandhauses des Ehepaars Lederer in Greifenstein. Gustav David Lederers Ehefrau verließ ihren Mann für S., doch die Ehe wurde nach ein paar Monaten wieder geschieden. S. gestaltete Wohnräume wie das „Wohnhaus einer Malerin“ für seine Frau Erna, die teilweise erhalten gebliebene Wohnung von Jakob Wittels (Veithgasse, Wien 3) und seine eigene Wohnung im Dachgeschoß des Hauses am Franz-Josefs-Kai in Wien 1. Dieses war auch Sitz der väterlichen Firma Brüder Schwadron, deren Gesellschafter er 1931–34 war. S., zu dessen Freunden die Architekten Hans Adolf Vetter, Fritz Reichl und →Felix Augenfeld gehörten, war einer der Protagonisten der sogenannten Wiener Wohnraumkultur, die sich durch eine flexible Wohnraumgestaltung mit Vorhängen, Schrankwänden und raumsparenden, multifunktionalen Möbeln auszeichnete. 1938 floh er vor dem Nazi-Regime über Frankreich in die USA. 1941 wurde sein gesamter Besitz auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei beschlagnahmt. Ab 1939 Chefdesigner der Einrichtungsfirma Rena Rosenthal in New York City, erhielt er 1941 den Preis für die beste Auslagengestaltung der Fifth Avenue Association. Um 1944 gründete er die Einrichtungsfirma Ernst Schwadron Inc. mit Sitz in der Madison Avenue in New York, die bis 1956 bestand. Mit Leopold Kleiner gestaltete er die Büroräume der American Crayon Company und die Wohnung der Leiterin der Prang Textile Studios der American Crayon Company, der Designerin Emmy Zweybrück, mit der er wie mit vielen anderen Exilanten auch oft zusammenarbeitete. S. war Mitglied des German-Jewish Club (später New World Club) und schrieb Artikel für deren Zeitschrift „Aufbau“. In den 1950er-Jahren baute S. sein eigenes Haus in der Nähe von New York.

Weitere W.: s. Architektenlexikon.
L.: T. Walzer – St. Templ, Unser Wien. „Arisierung“ auf österreichisch, 2001, s. Reg.; M. Winterling, E. S. 1896–1971: ein Vergessener der Moderne …, phil. DA Wien, 2002; W.-E. Eckstein, in: Brüder S. call to mind, ed. T. Zickler, Wien 2014, S. 13 (Kat.); T. Zickler, ebd., S. 6ff.; T. Zickler, in: Brüder S. – neue Orte und Spuren, ed. T. Zickler, Wien 2014, S. 6ff. (Kat.); U. Prokop, Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur, 2016, S. 152ff.; Architektenlexikon Wien 1770–1945 (mit W., nur online, Zugriff 13. 4. 2016); AdR, KA, Universität für angewandte Kunst, TU, Wienbibliothek im Rathaus, WStLA, alle Wien; Deutsches Literaturarchiv Marbach, D.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)