Sicharter, Barbara (1829-1905), Ordensgründerin

Sicharter Barbara, Ordensgründerin (Vorauer Schwestern). Geb. Wenigzell (Stmk.), 4. 12. 1829; gest. Vorau (Stmk.), 9. 2. 1905. Tochter eines Bauern. S. besuchte drei Jahre die Volksschule und mußte nach dem Tod der Mutter (1858) an ihrer Stelle die Arbeit am Hof übernehmen. Ihren heranreifenden Gedanken, sich ganz Gott zur Verfügung zu stellen und den Menschen zu helfen, unterbreitete sie dem 1855 als Kaplan nach Wenigzell bestellten Vorauer Chorherrn Karl Englhofer (geb. Pöllau, Stmk., 30. 12. 1830; gest. Vorau, 22. 6. 1901, ab 1879 Stiftsdechant), der bis zu seinem Tod ihr Seelenführer und der geistl. Vater ihres ganzen Werkes blieb.1865 weihte sich S. mit drei Gefährtinnen aus Wenigzell ganz Gott und dem Dienst am Nächsten. Im selben Jahr mietete sie das „Tonihäusl“ in der Gmd. Schachen bei Vorau, und die Schwestern begannen als Mitgl. des III. Ordens des hl. Franziskus ein klösterl. Leben. Die wegen der Farbe ihrer Kleidung so genannten „Blauen Schwestern“ widmeten sich der Spitals-, Hausund Armenkrankenpflege. 1876 konnte S.das „Stroblhaus“ am Rand des Marktes Vorau erwerben, das danach als Krankenhaus geführt wurde (1885 ausgebaut), 1880 übernahmen die Schwestern auch die Krankenpflege im Bürgerspital in Pöllau – ihre erste Filiale. Um den Bestand der Gemeinschaft in der Zukunft zu sichern (S. war Rechtsinhaberin und Eigentümerin des Besitzes), gründeten die Schwestern einen weltl. Ver., der 1897 staatl. anerkannt wurde. Zu dessen Oberin wurde S. gewählt, 1900 und 1903 wiedergewählt. 1898 wurde eine einheitl. klösterl. Tracht eingeführt, 1928 die von S. gegründete Schwesterngemeinschaft als eine kirchl. Kongregation diözesanen Rechts (mit dem Namen „Gesellschaft zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria ohne Makel der Erbsünde empfangen“) genehmigt. Da um 1900 die Zahl der Patienten schon auf 100 angestiegen war, wurde 1902 das Schwesternhaus durch einen Zubau erweitert und ein zeitgemäß eingerichtetes Spital geschaffen. S. war so zur Kloster- und Spitalsgründerin geworden. 2002 hat die Kongregation 52 Mitgl. und ist Trägerin eines Privatkrankenhauses von 130 Betten.

L.: Grazer Volksbl., 12. 2. 1905; H. Mühlbauer, Ärztl. Ber. des B. S.schen Siechen- und Krankenhauses in Vorau ... 1876/1902, 1903; Konstitutionen der Ges. zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria ohne Makel der Erbsünde empfangen, 1930, Neufassung: Regeln und Konstitutionen der Vorauer Marienschwestern, 1971; P. Fank, B. S. ..., 1955, 2. Aufl. 1969; F. Hutz, Die Vorauer Schwestern ..., 1978, 2. Aufl. 1983, S. 8ff.; ders., in: Wenigzell einst und heute, 1996, S. 331ff.
(F. Hutz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 220f.
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