Steinbach, Josef (1850–1927), Mediziner und Schriftsteller

Steinbach Josef, Mediziner und Schriftsteller. Geb. Fünfkirchen (Pécs, H), 3. 1. 1850; gest. ebd., 1927; mos., ab 1899 röm.-kath. Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte S. ab 1869 Medizin an der Universität Wien; 1875 Dr. med. Bereits als Student war er an der Klinik →Carl Stellwags von Carion im Allgemeinen Krankenhaus tätig, später auch an verschiedenen anderen Abteilungen, zuletzt an der chirurgisch-gynäkologischen unter →Friedrich Salzer. Ab 1876 diente S. als Arzt bei der Kriegsmarine, ehe er 1881 wieder an die chirurgisch-gynäkologische Abteilung unter →Josef Spaeth und →Ludwig Bandl zurückkehrte. Ab 1883 war S. während der Saison auch als Kurarzt in Franzensbad (Františkovy Lázně) tätig. 1925 zog er sich in seine Heimatstadt zurück. Neben einer Anzahl von wissenschaftlichen Schriften, die zum Großteil in Fachzeitschriften publiziert wurden und in der er sich vorwiegend mit Fragen zur Sterilität, mit Geschlechtskrankheiten, aber auch mit der Pathologie und Therapie der Seekrankheit befasste, trat S. mit eigenen Dichtungen und Übersetzungen aus dem Ungarischen hervor. So veröffentlichte er 1882 „Heimat(h)sklänge“, eine Sammlung von Übersetzungen ungarischer Poesie, 1886 eine Übersetzung der Gedichte von →József Kiss sowie 1888 „Eigenes und Fremdes“. Besonders durch seine umfassenden Übersetzungen der Dichtungen →Sándor Petőfis („A. Petőfi’s poetische Werke“, 1902, 2. Auflage 1905) wurde S. für lange Zeit zu einem wichtigen Vermittler dieses Dichters im deutschen Sprachraum. Er war Mitglied der Kisfaludy-Gesellschaft und der Petőfi-Gesellschaft.

Weitere W. (s. auch Kosch): Zur Stellung der Militärärzte im österreichisch-ungarischen Heeresverbande, 1887; Die Sterilität der Ehe, in: Klinische Zeit- und Streitfragen 2, 1888, H. 3–4; Franzensbad’s historische und therapeutische Entwicklung, 1924; zahlreiche Beiträge in: Wiener medizinische Presse, Internationale klinische Rundschau; etc. – Ed.: Oesterreichisch-ungarische Badezeitung, 1887–94 (gem. m. G. A. Egger).
L.: Brümmer; Eisenberg 1–2; Hdb. jüd. AutorInnen; Jew. Enc.; Kosch (m. W.); M. Zsidó Lex.; Nagl–Zeidler–Castle 4, S. 1437; Révai; Szinnyei; Wininger; I. Fischer, Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien 1837–1937, 1938, S. 157; UA, Wien.
(D. Angetter – E. Lebensaft)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)