Überbacher-Minatti (Ueberbacher-Minatti), Elise; geb. Kopf (1848–1926), Unternehmerin

Überbacher-Minatti (Ueberbacher-Minatti) Elise, geb. Kopf, Unternehmerin. Geb. Lahr, Großhg.tum Baden (D), 15. 12. 1848; gest. ?, 14. 2. 1926. Verheiratet mit Ignaz Überbacher (geb. Gries, Tirol / Bozen/Bolzano, I, 1838; gest. 24. 6. 1888), ab 1898 mit Adolf Minatti (gest. 1920). – Ü. führte von 1878 bis um 1914 in den Monaten Mai bis Oktober das Südbahnhotel in Toblach, das 1877 von →Wilhelm Ritter v. Flattich gebaut und 1878 in Betrieb genommen worden war, sowie von September bis Juni das Cur-Etablissement Pensions-Hôtel Bellevue in Gries, das das Paar 1883 gekauft und zum Luxushotel ausgebaut hatte (ab 1899 verpachtet, Abriss 1981). Außerdem erwarb es den Reichrieglerhof in Bozen. Weiters besaß Ü. die Villa Elisabeth in der Erzhg.-Eugen-Allee. Um Hotel und Restaurant Reichrieglerhof besser erreichbar zu machen, ließ die Hotelierin in einer Privatinitiative 1911–12 die Guntschnabahn bauen. Die Baukosten betrugen 288.700 Kronen. Für diese elektr. schmalspurige Kleinbahn über einen Höhenunterschied von 186 m erhielt Ü. 1912 die Konzession. Das Hotel in Toblach hatte ursprüngl. ledigl. acht Betten. 1879 nahm man eine erste Erweiterung der Hotelanlage vor. Im Sommer 1880 zählte man 1.770 Gäste. 1887 bzw. 1888 erwarb das Ehepaar Ü. zu gleichen Tl. um 122.000 fl von der Südbahnges. das Haus, in dem internationale Prominenz so z.B. der dt. Thronfolger Friedrich, die österr. Kronprinzessin, Kg. Albert v. Sachsen und Kg. Milan v. Serbien zu Gast waren. I. d. F. wurde das Hotel um einen Osttrakt mit einer Veranda für 100 Gäste erweitert, in dem sich 40 weitere Zimmer, ein Spiel- und ein Rauchsalon sowie ein Speisesaal für 200 Personen befanden. Nach dem Tod ihres Ehemanns leitete Ü. das Hotel allein und baute es auf 350 Betten aus. Um 1900 war das größte Alpenhotel mit 220 Zimmern, mehreren großen Speise-, Spiel- und Musiksälen ausgestattet und elektrifiziert. 1903 kam ein Anbau mit weiteren 100 Zimmern dazu. Ü. richtete 1904 eine Kaltwasserheilanstalt nach der Methode des Naturheilarztes →Vinzenz Priessnitz ein und ließ 1906 eine Automobil-Remise bauen. 1912 verfügte man über 30 Salons, mehrere Tennisplätze, eine Auto-Reparaturwerkstätte, einen eigenen Hausarzt sowie einen Friseur. Während des 1. Weltkriegs diente das Hotel als Militärspital. Aufgrund des desolaten Zustands wurde ein erfolgreicher Betrieb erst wieder 1924 erreicht. Nach Ü.s Tod führte ihr Sohn das Hotel weiter, ging allerdings 1932 in Konkurs, worauf das Hotel 1934 gerichtl. zur Versteigerung ausgeschrieben wurde. Ende 1935 übernahm die Bodenkreditanstalt der Venezia Tridentina als Hauptgläubigerin das Hotel und bestellte Ü.s Tochter mit ihrem Mann Florian Baron v. Pasetti zu den Dir. 1939 wurde das Hotel an die Federazione dei Fasci di Combattimento di Bologna verkauft.

L.: C. Deisting, Führer für das Südbahnhôtel Toblach und Umgebung, 1888, S. 34, (37); K. Armbruster, Die Tiroler Bergbahnen techn. und landschaftl. dargestellt, (1914), S. 155ff.; E. Baumgartner, Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol, 1990, S. 115, 281; H. Heiss, Grandhotel Toblach / Grand Hotel Dobbiaco, 1999, passim; S. Clementi – M. Verdorfer, Frauen Stadt Geschichte(n) Bozen – Bolzano, 2000, S. 185; D. Vasko-Juhász, Die Südbahn, 2006, S. 123; Website Dokumentationszentrum für Europ. EisenbahnForschung (Zugriff 10. 11. 2015).
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 45f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>