Waldmann, Maria Katharina; verehel. Massari (1845–1920), Sängerin

Waldmann Maria Katharina, verehel. Massari, Sängerin. Geb. Wien, 19. 11. 1845; gest. Ferrara (I), 6. 11. 1920; röm.-kath. Tochter von Stephan W. (geb. Slawikau, Böhmen/CZ, 2. 1. 1798; gest. Ottakring, NÖ/Wien, 22. 3. 1879), der als Tafeldecker im Dienst von Carl Joseph Franz Fürst v. Palm stand und als begabter Amateurgeiger galt, und der Köchin Antonia, geb. Prokesch (geb. Jaromeritz, Mähren / Jaroměřice, CZ, 2. 5. 1817; gest. Hinterbrühl, NÖ, 2. 8. 1892), Schwester von Antonia Veronica W. (geb. Wien, 4. 1. 1840), die bei Franz Kropf das Zitherspiel gelernt hatte und in der Jugend gem. mit W. aufgetreten war, sowie der W. bes. eng verbundenen Barbara (Betti) W. (geb. Wien, 15. 9. 1842; gest. Ferrara, 8. 3. 1911); ab 1876 mit Galeazzo Gf. Massari (geb. Ferrara, 26. 2. 1841; gest. Voghenza, I, 22. 10. 1902) verheiratet, der 1882 vom Kg. in den Rang eines Hg. v. Fabriago erhoben und 1891 zum Mitgl. des Senats in Rom ernannt wurde. – Ab 1861 stud. W. am KdM, wo sie anlässl. ihres Abschlusses 1865 mit der silbernen Ver.medaille ausgez. wurde. Bereits im November 1864 war sie als Alt-Solistin in Händels „Judas Maccabaeus“ hervorgetreten. In Wiesbaden debüt. sie nach eigenen Angaben im August 1865 als dritte Dame in Mozarts „Die Zauberflöte“ auch auf der Opernbühne. Bald sang sie dort große Rollen wie Azucena in →Giuseppe Verdis „Il trovatore“ und Fidès in Meyerbeers „Le prophète“. 1867 wurde ihr beim Vorsingen an der Wr. Hofoper Ernestine Gindele vorgezogen, worauf W. für eine weitere Spielzeit nach Wiesbaden zurückkehrte. 1868 ging sie nach kurzem Aufenthalt in Wien, wo sie Anfang Oktober im Hochamt an der Michaelerkirche sang, nach Mailand, um sich bei Francesco Lamperti weiterzubilden. Ihr italien. Debüt folgte – wiederum als Fidès – im April 1869 in Ferrara, im Herbst sang sie in Triest die Eboli in Verdis „Don Carlos“ an der Seite von →Teresa Stolz, ebenfalls Schülerin Lampertis. Im Winter 1869/70 folgte eine Tournee nach Moskau und Warschau, bevor sie 1871 in Mailand engag. wurde. An der Scala sang sie 1872 in der europ. Erstauff. von Verdis „Aida“ – neben Stolz in der Titelrolle – die Amneris. In den Spielzeiten 1873–76 nahm W. in den Wintermonaten jeweils lukrative Engagements in Kairo wahr, während sie im Frühjahr in Italien und Frankreich auftrat. So nahm sie 1874 als Solistin an der Urauff. von Verdis „Messa da Requiem“ zum Gedenken an →Alessandro Manzoni teil, 1875 sang sie diese Partie unter Verdis Leitung auch in Paris, London und Wien; der Komponist hatte eigens für sie ein Solo im „Liber scriptus“ hinzugefügt. In Wien verkörperte sie im Juni 1875 außerdem nochmals Amneris, ihr letzter Bühnenauftritt in Venedig im August 1876 galt ebenfalls ihrer Paraderolle. Obwohl W.s Stimme heute als Mezzosopran klassifiziert wird, wurde sie oft als Alt bezeichnet und für den markig-kraftvollen, tenor-ähnl. Klang der tiefen Lage gerühmt, auch wenn frühe Kritiken fehlende Souveränität bemängelten. Nach 1872 hingegen war sie ein weltweit begehrter Star. Verdi schätzte sie nicht nur für ihre musikal. Qualitäten, er blieb ihr in einem freundschaftl.-höfl. Briefwechsel bis zu seinem Tod verbunden. Nach ihrer Heirat fügte sie sich den sozialen Konventionen der Zeit, verzichtete auf weitere Auftritte im Theater und widmete sich der Erziehung ihres Sohns. Trotz des herrschaftl. Lebens in Ferrara, auf dem nahe gelegenen Gut von Voghenza, in Bologna und Florenz blieb W. ihrer Herkunftsfamilie eng verbunden: Barbara W., die während der Opernkarriere immer an ihrer Seite gestanden hatte, zog nach Massaris Tod endgültig zu ihrer Schwester.

L.: Kutsch–Riemens; N. Bennati, in: Atti e memorie della Deputazione ferrarese di storia patria 22, 1913, S. 241ff.; Carteggio Verdi – W. (1873–1900), ed. M. Beghelli – N. Badolato, 2014 (m. B.); Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, Wien.
(A. Gerhard)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 443
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