Wallsegg (Walsegg), Franz de Paula Gf. von (1765–1827), Privater

Wallsegg (Walsegg) Franz de Paula Gf. von, Privatier. Geb. Stuppach (NÖ), 16. 1. 1765; gest. ebd., 9. 11. 1827 (begraben: Schottwien, NÖ). Sohn von Franz Anton Gf. v. W. (geb. Wien, 24. 1. 1733; gest. ebd., 11. 1. 1786) und Maria Gfn. v. W., geb. Reichsgfn. v. Lamberg-Sprinzenstein (geb. 24. 4. 1736; gest. 13. 1. 1782), Bruder von Karoline Gfn. v. Sternberg (geb. Wr. Neustadt, NÖ, 19. 1. 1781; gest. Wien, 2. 6. 1857), seiner späteren Universalerbin; ab 1787 verheiratet mit Maria Anna v. W., geb. Prenner Edle v. Flammberg (geb. Unterfellabrunn/Niederfellabrunn, NÖ, 15. 9. 1770; gest. Stuppach, 14. 2. 1791). – W. trat 1782 in die Armee ein und wurde 1785 im IR Nr. 24 zum Fähnrich befördert. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Herrschaften Pottschach, Ziegersberg, Klamm und Schottwien sowie die Gipsgruben im Semmeringgebiet. Diese brachten ihm mit den Gipswerken in Schottwien aufgrund der großen Nachfrage nach Stuck, der vermutl. in Stuppach hergestellt wurde, großen Wohlstand ein. Darüber hinaus besaß er ein Stadtpalais in Wien 1, in dem auch der Tuchhändler Johann Michael Puchberg wohnte, der mit Wolfgang Amadeus Mozart bekannt war. Nach seiner Heirat verlegte W. seinen Hauptwohnsitz auf Schloss Stuppach. Als großer Musikliebhaber veranstaltete er zweimal wöchentl. Konzerte, bei denen er selbst als Cellist und Flötist mitwirkte. Als bes. Unterhaltung ließ er die Gäste die Komponisten der Stücke erraten und schrieb, um deren Herkunft zu verschleiern, die Partituren fremder Kompositionen ab, die er mitunter auch als eigene ausgab. Sonntags lud er seine Gäste zu Dilettanten-Theaterauff., bei denen auch W.s Ehefrau und ihre Schwester mitspielten. Nach dem frühen Tod seiner Frau ließ W. ein Grabmonument von →Johann Martin Fischer nach einem Entwurf des Architekten Johann Benedikt Henrici am linken Schwarza-Ufer in der Stuppacher Au errichten. Für ihren ersten Todestag gab W. bei Mozart ein Requiem in Auftrag. Als Bote des Auftrags fungierte vermutl. Franz Anton Leitgeb, W.s Verwalter und auch einer seiner Musiker. Da Mozart noch vor Fertigstellung dieses Werks starb, vollendete es neben →Joseph v. Eybler und →Maximilian Stadler auch Mozarts Schüler und Freund Franz Xaver Süßmayr. Dieser fertigte eine Kopie des Requiems an, die Mozarts Witwe W. gegenüber als Original ausgab. W. schrieb wie gewohnt auch diese Partitur ab und führte das Requiem als sein Werk in der Zisterzienserkirche von Wr. Neustadt am 2. Todestag seiner Gattin auf. Constanze Mozart verkaufte parallel das Requiem an den Verlag Breitkopf & Härtel, der 1799 die Drucklegung mit Inseraten bewarb. W. stellte daraufhin Forderungen, die mit einem Vergleich abgegolten wurden. 1791 verkaufte W. sein Wr. Stadtpalais an den Großhändler und Medikamentenlieferanten Franz Wilhelm Natorp. W.s Beisetzung erfolgte in der Familiengruft in der Pfarrkirche von Schottwien, wohin auch der Leichnam seiner Ehefrau überführt wurde.

L.: H. C. Robbins Landon, 1791 – Mozarts letztes Jahr, 1988, S. 95ff.; W. Brauneis, in: Gf. W. und das Mozart-Requiem, 1991, S. 11ff.; G. L. Czizek, in: NÖ Kulturberr., Dezember 1993, S. 6f.; Gf. W. und das Mozart-Requiem, ed. E. Stranz, Gloggnitz 2006 (Kat.); T. Krzeszowiak, Freihaustheater in Wien 1787–1801, 2009, S. 277ff.; R. Zellinger, Mozarts letztes Schloss, 2012, S. 42ff., 95ff.; AVA, Wien; Pfarre Gloggnitz, Pfarre Schottwien, beide NÖ.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 467f.
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