Watzlik, Hans (Johann); bis 1925 Vaclik (1879–1948), Schriftsteller und Lehrer

Watzlik Hans (Johann), bis 1925 Vaclik, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Unter-Haid, Böhmen (Dolní Dvořiště, CZ), 16. 12. 1879; gest. Tremmelhausen (D), 24. 11. 1948; röm.-kath. Sohn des Postmeisters Johann Vaclik und dessen Frau Eleonora Vaclik, geb. Weilguny, einer Gastwirtstochter. – W. besuchte die Mittelschule und das Lehrerseminar in Budweis, schloss die Ausbildung zum Volksschullehrer jedoch in Prag ab. Ab 1899 in verschiedenen Orten des Böhmerwalds im Schuldienst, lebte er 1906–45 in Neuern, ab 1925 als freier Schriftsteller. Seine böhm. Herkunft, die Zugehörigkeit zur dt. Volksgruppe sowie der Nationalitätenkampf blieben bestimmend für sein literar. Werk. Mit den Erz. „Im Ring des Ossers“ (1913), erschienen im dt.nationalen Leipziger Verlag Staackmann, machte W. erstmals auf sich aufmerksam. Den Durchbruch schaffte er mit dem Grenzlandroman „O Böhmen!“ (1917), welcher – wie auch „Zu neuen Sternen“ (1919), „Im Berggärtlein“ (1924) und „Ungebeugtes Volk“ (1925) – in der Tschechoslowakei 1922 verboten wurde. Dessen ungeachtet avancierte W. in den 1920er-Jahren zu einer der bekanntesten sudetendt. Persönlichkeiten und war Mitgl. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen, die ihm 1915 und 1917 den Preis der Kanka-Stiftung verliehen hatte. 1931 erhielt er für den Roman „Der Pfarrer von Dornloh“ (1930) den Staatspreis der Tschechoslowakei für Werke und Leistungen in dt. Sprache. Ab 1933 vom NS-Staat gefördert, gehörte W. zur literar. Prominenz des Dritten Reichs. Seine frühen Werke wurden wieder aufgelegt (u. a. 1944 Wehrmachtsausg. von „O Böhmen!“), neue kamen hinzu, so u. a. „Die Krönungsoper. Ein Mozart-Roman“ (1935), welche 1944 eine Gesamtaufl. von 130.000 Stück erreichte. Neben dem Engagement im Bund der Dt. in Böhmen fungierte W. als Hrsg. der Z. „Der Ackermann aus Böhmen“ und publ. im „Völkischen Beobachter“. 1936 erfolgte der Beitritt zur Sudetendt. Partei, 1939 jener zur NSDAP. Nach dem Anschluss des Böhmerwalds 1938 an den NS-Staat und der Schaffung des Reichsgaus Sudetenland verf. W. das Ged. „Sudetenland an seinen Führer“. W. nahm an repräsentativen Veranstaltungen teil, so an Dichterfahrten in okkupierte Gebiete, und wurde 1943 durch die Reichsschrifttumskammer vom Arbeitsdienst befreit. Darüber hinaus bedachte man ihn mit hohen Ausz., u. a. mit dem Eichendorff-Preis, der Goethe-Medaille (beide 1939), dem Stifter-Preis der Z. „Böhmen und Mähren“ (für „Das hölzerne Haus“, veröff. 1944) und dem Kulturpreis der Stadt Linz (beide 1942). Nach Kriegsende stand ein Großteil seiner Werke in Österr. auf der „Liste der gesperrten Autoren und Bücher“. In der Tschechoslowakei wurde W. zu 14 Monaten Haft verurteilt und des Landes verwiesen. Ab August 1946 lebte er in Tremmelhausen bei Regensburg in der amerikan. Besatzungszone. Nach seinem Tod avancierte er in Dtld. und Österr. zu einem Aushängeschild der Vertriebenenverbände, die etl. W.-Gmd. ins Leben riefen.

Weitere W.: s. Kosch; Cajka; Literatur-Kal.; Wilpert; Baur – Gradwohl-Schlacher. – Nachlass: Bayer. Hauptstaatsarchiv, München, Oberhausmus., Passau, beide D.
L.: Killy; Kosch (m. W.); E. Fiedler, Der Böhmerwalddichter H. W., phil. Diss. Wien, 1950; K. Cajka, H. W. – Werk und Wirkung, 1969 (m. W.); Kürschners Dt. Literatur-Kal. Nekrolog 1936–70, 1973 (m. W.); J. Mühlberger, Geschichte der dt. Literatur in Böhmen (1900–39), 1981, S. 138ff.; K. Amann, Zahltag. Der Anschluß österr. Schriftsteller an das Dritte Reich, 2. erw. Aufl. 1996, s. Reg.; E. Dambacher, Literatur- und Kulturpreise 1859–1949, 1996, S. 229; G. v. Wilpert, Lex. der Weltliteratur, 4. Aufl. 2004 (m. W.); V. Maidl, in: Literatur unter dem Hakenkreuz (Böhmen und Mähren 1938–45), ed. P. Becher – I. Fiala-Fürst, 2005, S. 169ff.; H. W. – ein Nazidichter?, ed. V. Maidl – W. Koschmal, 2006; E. Klee, Das Kulturlex. zum Dritten Reich, 2007; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österr. 1938–45, 3, 2014 (m. W.); Forschungsstelle Österr. Literatur im Nationalsozialismus, Graz, Stmk; Pfarre Dolní Dvořiště, CZ.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 20f.
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