Weineck, Josef (1852–1919), Industrieller, Chemiker und Politiker

Weineck Josef, Industrieller, Chemiker und Politiker. Geb. Stockerau (NÖ), 21. 6. 1852; gest. ebd., 12. 7. 1919; röm.-kath. Sohn des Fabriksbesitzers Ignaz W. (gest. 6. 3. 1872), der 1830 eine Seifensiederei gründete, und von Franziska W., geb. Bankmann (gest. 22. 4. 1894), Bruder des Industriellen und Oberdir. der Sparkasse in Stockerau Ignaz W. (geb. Stockerau, 5. 7. 1845; gest. ebd., 2. 2. 1924); verheiratet mit Emilie W., geb. Ecker (gest. Stockerau, 8. 8. 1931). – Nach Abschluss der Realschule besuchte W. das polytechn. Inst. in Wien (nicht belegbar), wo er Schüler von →Anton Schrötter v. Kristelli war, und unternahm Stud.reisen zu den großen Fabriken für Seife, äther. Öle und Parfümeriewaren in Dtld., England und Frankreich. Nach dem Tod des Vaters trat er zusammen mit seinem Bruder in die Seifen- und Kerzenfabrik Ig. Weineck in Grafendorf bei Stockerau ein. Er vergrößerte und modernisierte sie und ließ ein Laboratorium errichten. W. beschäftigte sich mit Arbeiten zur Stearinsäure und erhielt 1886 ein Privileg für deren Herstellung aus Ölsäure und elektrolyt. gewonnenem Wasserstoff. Außerdem meldete er mehrere Patente zur Seifenherstellung und für eine Kerzen-Gießmaschine an. Dadurch brachte er das Unternehmen k. k. priv. Stearin-, Kerzen-, Seifen- und Parfumerie-Fabriken Weineck mit Hauptniederlassung in Stockerau zu Weltgeltung. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage regte er die Fusionierung einiger größerer Seifen- und Kerzenfabriken an, wodurch 1913 als eines der größten Unternehmen in Österr.-Ungarn die Centra Vereinigte Seifen-, Stearin-, Kerzen- und Fettwaren-Werke AG mit einer Fabrik in Tetschen entstand. W. war deren Präs. während des 1. Weltkriegs. Als Bgm. von Grafendorf war er 1893 maßgebl. an der Zusammenlegung von Grafendorf und Stockerau beteiligt und wurde danach in die Gmd.vorstehung berufen. 1908–12 war W. Bgm. von Stockerau und plante soziale und infrastrukturelle Verbesserungen wie die Vergrößerung des Krankenhauses, eine moderne Wasserversorgung, Schulen und einen Flugplatz. Bereits vorher war er am Bau und am Betrieb einer Lokalbahn nach Stockerau beteiligt (Eröffnung 1904). 1910 wurde mit W.s Unterstützung das Ortsmus. eröffnet; 1910 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

L.: NWT, 15. 7. 1919 (Parte); Österr.-Ung. Buchdrucker-Ztg. 39, 1911, S. 504; A. Starzer, Geschichte der Stadt Stockerau, 1911, S. 90, 92, 164f., 219, 405f., 428, 436; I. Klimont, Die Neueren Synthet. Verfahren der Fettind., 1922, S. 21ff.; Bll. für Technikgeschichte 10, 1948, S. 90; G. A. Stadler, Das industrielle Erbe NÖ, 2006, S. 761; Austria-Forum (online, Zugriff 28. 9. 2018); Website Landesklinikum Stockerau (Zugriff 28. 9. 2018); Website Stadtgmd. Stockerau (Zugriff 4. 9. 2018); Zedhia, Zentraleurop. digitales wirtschafts- und gesellschaftshist. interaktives Archiv (online, Zugriff 4. 9. 2018); Techn. Mus. Wien, TU, UA, alle Wien; Pfarre Stockerau, NÖ.
(S. B. Weiss)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 63f.
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