Wenedikt, Albert Andreas (1820–1896), Verleger und Buchhändler

Wenedikt Albert Andreas, Verleger und Buchhändler. Geb. Leopoldstadt, NÖ (Wien), 23. 4. 1820; gest. Wien, 24. 9. 1896; röm.-kath. Sohn des Verlegers und Buchhändlers Joseph W. (geb. Kohlgrub, Bayern / Bad Kohlgrub, D, um 1775; gest. Wien, 7. 12. 1831), der ab ungefähr 1819 als Geschäftsführer in der Univ.buchhandlung Anton Doll sel. Witwe & Sohn arbeitete und 1830 seine eigene Verlags- und Sortimentsbuchhandlung gründete, und der Verlegerin Barbara (Babette) W., geb. Wallis (geb. Wien, 4. 4. 1778, Taufdatum; gest. ebd., 16. 12. 1849), Vater des Buchhändlers und Verlegers Heinrich W. (geb. Wien, 3. 8. 1866); ab 1850 verheiratet mit der Verlegerin Maria W., geb. Hofmann (geb. Wien, 3. 6. 1831). – Nach dem frühen Tod des Vaters führte Barbara W. Verlag und Buchhandel am Lobkowitzplatz (Wien 1) weiter, zunächst bis 1845 unter Joseph Wenedikt sel. Witwe und nach W.s Eintritt 1845–49 unter Joseph Wenedikt Witwe & Sohn. Während der Revolution 1848/49 veröff. sie Z. („Der Narrenthurm“), Pamphlete und Broschüren u. a. mit revolutionären Inhalten; 1848 gab Leopold Häfner „Die Constitution. Tagblatt für constitutionelles Volksleben und Belehrung“ in der Verlagsbuchhandlung J. Wenedikt heraus. W. übernahm nach dem Tod seiner Mutter Verlag und Buchhandlung und spezialisierte sich auf Wörterbücher (Gregor Prätorius, „Der Universal-Wortgrübler … Taschen-Wörterbuch“, 1847; Franz Xaver Woeber, „Wort- und Sachverzeichnis zu Jacob Grimmʼs deutscher Grammatik und Geschichte der deutschen Sprache“, 1860; Gregor Hauptmann, „Vollständiges Fremdwörterbuch“, 10. Aufl. 1869) sowie tschech., kroat., poln. und russ. Grammatiken und Lehrbücher (Emerich Takacs, „Ungarischer Sprachquetscher“, 9. Aufl. 1888). W. verlegte außerdem die R. „Volksbücher aus alter und neuer Zeit“ (1855–68), religiöse Literatur, Jugendschriften, Stadt- und Reiseführer (Raphael Hellbach, „Führer durch die österreichisch-steierische Alpenwelt …“, 5. Aufl. 1881), Kal. („Illustrirter Kalender für die gebildete Frauenwelt“, 1854–66), Gebrauchsliteratur (Ludwig Eduard Steinbach, „Die Maß Essig nur vier Kreuzer! Gründliche Anweisung guten und gesunden Essig … darzustellen“, 1862; Anton Capello, „Neue praktische Schwimmschule …“, 1875). 1852 nahm W. den Buchhändler Franz Rospini als Leiter des Sortiments auf, während er den Verlag weiter ausbaute. Er verlegte u. a. die „Geschichte der Wiener Stadt u. Vorstädte“ (1866) von →Moritz Bermann, die sich zu einem Wr. Volksbuch entwickelte. Es erschienen auch Übers. wie 1853 „Sklavenleben in Nordamerika oder Onkel Tomʼs Hütte“ von Harriet Beecher Stowe oder 1864 Ernest Renans Roman „Das Leben Jesu“. Nach W.s Tod führten seine Witwe und sein Sohn das Verlagshaus und den Buchhandel weiter, wobei Heinrich W., der 1890 in die Fa. eingetreten war, als verantwortl. Geschäftsführer zeichnete. 1898 ging das Unternehmen A. Wenedikt & Sohn an Adolf Reitinger und 1908 an Franz Unger über.

L.: WZ, 18. 11. 1849, 6. 11. 1863, 1. 10. 1930; NFP, 1. 11. 1864, 28. 6. 1868; Vereinigte Laibacher Ztg., 2. 9. 1868; Neuigkeits Welt-Bl., 7. 10. 1930; Oesterr. Buchhändler-Correspondenz 4, 1863, S. 335, 5, 1864, S. 10; Oesterr.-ung. Buchhändler-Correspondenz 36, 1895, S. 503, 38, 1897, S. 300; Anzeiger für den Buch-, Kunst- u. Musikalienhandel 71, 1930, S. 240; N. Bachleitner u. a., Geschichte des Buchhandels in Österr., 2000, S. 220f.; P. R. Frank – J. Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850, 2008; M. Koscher, „(...) noch hübscher ausgestattet wie der vorige“. Über Kal. & Kal.verlage im Wien des 19. Jh., phil. DA Wien, 2008, S. 59, 297f.; Pfarre St. Leopold, Pfarre St. Stephan, Pfarre Wieden, alle Wien.
(S. B. Weiss)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 116
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